August 2012 - Oktober 2012: Ecuador |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die
Leute hatten uns alle gewarnt!
Der erste Grenzübergang (Kolumbien – Ecuador) in
Südamerika ist im Vergleich zu
den Grenzübergängen in Zentralamerika super einfach.
Und da stehen wir nun
morgens an der Grenze und es ist wirklich so. So einfach, wie wir aus
Kolumbien
ausreisen, reisen wir in Ecuador ein. Migration
Karte ausgefüllt,
elektronisches (!!!) Visum in den Pass (90 Tage) und zur Aduana. Die
üblichen
Kopien abgeben, einige Fragen beantworten, unterschreiben und fertig.
Keine 30
Minuten später sind wir eingereist – wichtig an
dieser Stelle wäre noch zu
erwähnen, dass zeitliche Overstays richtig teuer werden und
vermieden werden
sollten. Willkommen Ecuador … so einfach hat es uns bisher
kein Land gemacht. Erste
Station ist der Friedhof in
der Grenzstadt Tulcan. Ein Friedhof??? Ja, ein Friedhof. Aber kein
gewöhnlicher
Friedhof, denn dieser hier beherbergt unzählige Heckentiere
und Figuren. Wir
sind beeindruckt. Dann
geht es weiter auf den Mercado,
da wir keine frischen Lebensmittel mehr haben. Wir
Kolumbien-Preis-„Geschädigten“
können unser Glück kaum fassen, bei den
günstigen Preisen, die hier aufgerufen
werden. Der
nächste Preisschock (ABSOLUT im
positiven Sinne) kommt an der Tankstelle. Da wir auf den letzten
Tropfen Diesel
über die Grenze gekrochen sind, müssen wir nun
volltanken. Der ganze Spaß
kostet uns 17 USD!!! Ja, ich glaube, Ecuador gefällt uns jetzt
schon.
Die
Ranger Station befindet sich auf
3.700m Höhe und da wir einen sternenklaren Himmel haben wird
es mit
Verschwinden der Sonne empfindlich kalt. Mutig ziehen sich KLUG und
KLÜGER in ihr
Zelt zurück (O-Ton Stefan:“ Das testen wir jetzt mal
aus …“). Das Thermometer
fällt und fällt und ich weiß gar nicht
mehr, wo hin ich mich denn noch
verkriechen soll in meinem kleinen Schlafsackreich und neben uns brummt
erbarmungslos die Standheizung von Toni und Felix. Ich könnte
heulen, meine
Nase und meine Füße sind kalt und gemeinerweise
drückt auch noch die Blase. Aber
irgendwann ist auch die Nacht vorbei und wir überleben zum
Glück unbeschadet und
so geht weiter nach Ibarra. Unser
erster Supermarkt Besuch steht
an. Stefans Leid ist meine Freude. Ich könnte mich stundenlang
in einem neuen Land
in Supermärkten aufhalten. Und wahrlich bin ich richtig
glücklich … denn der
Wind von Frischgebackenem weht mir entgegen. Hier gibt es lecker
krosse,
knusprige und vor allem KEINE SÜSSEN Brötchen
– dazu Leberwurst und unser
Mittagessen ist perfekt. Unser erstes Stellplatz-Paradies in Ecuador finden wir beim Australier Graham oberhalb von Ibarra. Er freut sich immer über den Besuch von Reisenden und von seiner Gärtnerei aus hat man einen fantastischen Blick auf das Tal und die umliegenden Berge.
Die
Kanadier haben damals bei
unserer Einreise unsere kompletten Unterbodenschutz und
Hohlraumversiegelung
bei ihrer aggressiven Reinigung entfernt und seitdem rostet das Auto
munter vor
sich hin. Also schmirgeln und kratzen wir, entfetten, schrauben und
pinseln, um
dem fortschreitenden Rost ein wenig Einhalt zu gewähren
… tja, das ist der
Alltag eines Landy-Reisenden.
Abends
kochen wir für Graham als
kleines Dankeschön ein nettes Dinner. Es wird ein
schöner und auch trauriger
Abend, da wir wissen, dass es dann auch Zeit ist, Abschied zu nehmen. Wir
halten den Abschied kurz, denn
Graham ist uns in der Woche richtig ans Herz gewachsen. Wir fahren zur
benachbarten Lagune Yahuacochi und schauen uns dort eine Amateur-Rally
an. Eine
staubige Angelegenheit. Dort
verbringen wir dann auch die
Nacht. Gegen Nachmittag entwickelt sich in der Nähe ein
Rodungsbrand, der dann
gegen Abend außer Kontrolle gerät. Anfangs sitzen
wir noch auf unseren Stühlen
und genießen den Anblick des näher kommenden Feuers.
Als wir es dann aber
schon knistern hören, das Knistern immer lauter wird und sich
der Abstand zwischen dem Feuer und den Autos immer mehr
verringert, werden wir (oder zumindest ich) doch ein wenig
nervös. Aber
wir haben Glück und das Feuer
wird dann spät abends durch ein paar Menschen an einer
Schwachstelle komplett
gelöscht. Und
dann wird es wirklich Zeit zu
gehen. Wir kaufen nochmals ein (ich leiste mir eine neue Jacke zum
Wandern, das
Auto bekommt einen neuen Schutzpanzer für die Standheizung und
im
Lebensmittel-Paradies SUPERMAXI gibt es nochmal viele Leckereien). Abends
landen wir in Otavalo, wo
auch Klaus und Petra schon auf uns warten. Und endlich gibt es mal
wieder eine richtig heiße
Dusche. Mag sich komisch anhören, aber wir bewegen uns hier
immerhin im Schnitt auf einer Höhe von 2.600m
aufwärts und da kann es nachts schon mal kalt werden. Und wenn
wir eines
gelernt haben während der Reise, dann ist es das, dass eine
gute heiße Dusche Luxus pur ist. Abends gibt es dann zur
Feier des Tages und zum Wärmen von innen auch noch lecker
Glühwein …
Leider
ist das Wetter am nächsten
Morgen immer noch nicht besser; der Cayambe lässt sich nicht
mal erahnen – wir scheinen
kein Glück zu haben mit den schönen Bergen. Spontan
beschließen wir also, in das
schöne Wetter zu fahren: in Richtung Laguna Mojanda und dem
Berg Fuya Fuya. Die
Strecke dorthin ist wunderschön
und auch die Laguna Mojanda ist ein landschaftlicher Leckerbissen. Leider
merkt man an Tagen wie diesen
wieder einmal, wie abgrundtief mies und erschreckend schlecht es doch
um seine
Kondition bestellt ist. Der
Hike startet auf 3.700m an der
Lagune und endet auf dem Fuya Fuya auf 4.262m – also etwas
über 500 Höhenmeter
auf einer Strecke von knapp 2 km. Es geht somit 2 Stunden (das ist die
Zeit,
die ich benötige, um meinen Körper dort hochzuhieven
…) stramm bergan. Am Ende
schmerzt jeder Schritt erbarmungslos in Oberschenkeln und Waden
– aber oben angekommen entschädigt der
atemberaubende (nettes Wortspiel, denn ich bin wirklich meines Atems
beraubt …)
Ausblick für die Qualen. Wir
fahren zurück nach Otavalo,
freuen uns über eine gute Dusche, den Muskelkater am
nächsten Tag und besuchen
am Samstag den bekannten Markt. Der
Viehmarkt ist sehr traditionell
und hier hat man das Gefühl, dass das Treiben noch recht
authentisch ist. Hier
wird so ziemlich alles feil geboten, was man sich vorstellen kann.
Neben den Schweinen sind die Meerschweinchen "gigante" mit extra zartem
Fleisch der Renner. Allerdings
brennen sich mir die Schreie der kleinen Ferkel, die nach dem Verkauf
zum Transport
in Säcke gepackt werden in meine Seele. Dann
geht es weiter zum richtigen
Markt, den wir an sich persönlich nicht so aufregend finden.
Aber hier gibt es
endlich mal wieder sehr schöne Motive und interessante
Menschen zu sehen – das haben
wir seit Guatemala ein wenig vermisst. In
Otavalo werfen wir unsere Planung
mal wieder über den Haufen und beschließen, zuerst
zur Küste zu fahren, um noch
ein paar Wale sehen zu können. Wir
fahren mit Toni und Felix
zusammen in einen kleinen Ort, der uns der Thermal Quellen wegen
empfohlen
worden sind. Allerdings sagen uns die Quellen nicht wirklich zu und das
Wetter
ist auch nicht so toll. Somit
fahren wir auf direktem Wege
zum Pululahua Krater – denken wir. Aber falsche Koordinaten,
die Wahl über
kleine Seitenstraßen zu fahren und der zuerst falsche Eingang
zum Krater tun
ihr Übriges. Im
Dunkeln kommen wir dann endlich im
Krater an und sind ziemlich kaputt. Nichtsdestotrotz halten wir an
unserem Plan
fest, am nächsten Tag eine Kraterumwanderung zu starten. Was
folgt sind knapp 8 Stunden
laufen ohne nennenswerte Pausen (meist bergan!!!); wir verlaufen uns
zweimal
(ein paar Schilder wären bei den unzähligen
Verzweigungen wirklich hilfreich …)
und schaffen wohl gut 20 km. Nicht zu vernachlässigen sind die
fast 1.000
Höhenmeter. Zum Schluss dürfen wir uns dann noch
durch Dickicht den Berg herunter
kämpfen. Und was ist die Belohnung? Keine Sicht auf nichts,
denn Ausblicke
bietet der Weg nicht wirklich. Die Wanderung dient einzig und alleine
unserem
Ego und abends fallen wir ziemlich müde ins Bett. Aber
unser Stellplatz samt Umgebung ist
wunderschön, das Wetter herrlich und ein deftiges
Frühstück hebt unsere
Stimmung zusätzlich. Wir
fahren zum eigentlich Mirador (den
wir fälschlicherweise als Eingang gehalten haben)
zurück und haben von hier
einen tollen und freien Blick auf den gesamten Krater. Dann
queren den Äquator zum zweiten Mal
– das erste Mal bereits zwei Tage zuvor mit Toni und Felix.
Wir lassen nichts
aus im Hinblick auf dieses „Ereignis“, besuchen den
Sonnentempel, die Mitad del
Mundo und lassen ein rohes Ei auf einem Nagelkopf stehen. Über
die wunderschöne Ruta Ecologica
fahren wir durch typischen Nebelwald ins nur noch 1.300m hohe und
überschaubare Mindo. Hier
bleiben wir einen Tag, um uns
im Hinblick auf die Küste zu akklimatisieren. Und das Klima
ist ein Traum.
Tagsüber schön warm und nachts herrlich
kühl. Unser Stellplatz ist toll und ich
verliebe mich mal wieder … Da
Stefan mich seit Jahren nervt,
dass er irgendwann mal einen richtigen Panama Hut haben
möchte, bleibt der obligatorische
Stopp im Panama-Hut-Mekka-Montechristi nicht aus. Einige Hüte
später wechselt
dann ein wirklich schönes Stück seinen Besitzer und
Stefan strahlt. Gegen
Nachmittag kommen wir dann
auch endlich in Salango an, wo wir mit Petra und Klaus verabredet sind.
Unser
Stellplatz ist ein Traum. Hoch oben auf einer Klippe mit direktem Blick
auf die
vorbeischwimmenden Wale. Und
da die Wale der eigentliche
Grund sind, warum wir an die Küste gefahren sind, geht es zwei
Tage später dann
auch auf See. Wir sind zu sechst und können somit unsere
eigene Tour starten,
was es sehr angenehm macht. Nach
einer kurzen, schnellen und
mehr als wackligen Fahrt (erstaunlich, wie sehr sich so ein kleiner
Kahn zur
Seite neigen kann, ohne zu kippen …) aufs Meer hinaus haben
wir dann auch
wirklich Glück. Um uns herum sind auf einmal 4 Wale
– ein wahnsinnig schöner
Anblick. Auf
dem Rückweg kommen wir dann noch
an einer Kolonie Blau-Fuß-Tölpel vorbei (keine
Ahnung, ob die so heißen, aber
sie haben eben schön blaue Füße). Den
ganzen Ausflug beenden wir ganz nett mit
einem leckeren Fischessen; ein perfekter Tag. Da
uns erzählt wurde, dass man nicht
in Ecuador gewesen sein kann, ohne „Meier“
kennengelernt zu haben, geht es an
der Küste entlang wieder ein Stück nach Norden. Meier
kommt aus Ost-Berlin und ist
ein unbeschreiblich lustiger Kerl, der in San Clemente eine Bar hat.
Wir feiern
hier mit Petra und Klaus bei einer Pizza Abschied – leider
mal wieder, aber
hoffentlich nicht für immer!!! Der
Trend geht zum Dritt-Hut … das scheint
zumindest Stefans Devise zu sein. Also machen wir noch einen Abstecher
ins
nette Montechristi. Diesmal geht es ins Zentrum, denn
außerhalb kennen
wir ja alle Modelle schon vom letzten Besuch. Ein schöner
Laden ist schnell gefunden und so komplementiert
eine weitere Kopfbedeckung schnell Stefans Sammlung (wieder samt Caja
und hier
streike ich, denn wir haben ja schließlich nur einen kleinen
Landy und keinen
MAN). Während Stefan nun Eigentümer dreier Sombrero
Finos ist, ergattere ich
einen "5-USD-Made-in-China-Vollplastik-Sonnenhut" … den kann
man rollen und
ziehen und quetschen und der gerät sicher nie aus der Form. Unsere
Nacht verbringen wir wieder
in der Destilleria Bonanza bei Joachim. Es wird ganz deftig gegrillt
und dazu
gibt es lecker Selbstgebranntes. Von
der Küste geht es dann an einem
Tag ins Landesinnere. Die Fahrt ist ein landschaftlicher Leckerbissen.
Die
Straße schraubt sich von 200m über Bananen, Kakao-
und Teakplantagen hinauf auf
über 4.000m und in wieder mal eine komplett andere Welt. Wir
sind zurück in den
Bergen. Allerdings
geht es für uns an diesem
doch recht langen Fahrtag (über 400km und 10 Stunden) wieder
ein wenig runter.
Nach Banos, um den vor kurzem ausgebrochenen Vulkan Tungurahua zu
sehen. Das
Wetter ist allerdings schlecht, es regnet und als wir ankommen ist es
dunkel.
Also gönnen wir uns mal den Luxus eines Hostels. Auch
am nächsten Tag (Stefans
Geburtstag) ist es schlecht, der Himmel hängt voller Wolken
vom Vulkan keine
Spur. Wir schlendern durch den Ort und an jeder Ecke werden hier
Süßigkeiten
wie Bonbons und Zuckerstangen hergestellt. Und es werden
Cuy´s
(Meerschweinchen) feil geboten. Eine nette Dame an einem Stand fragt
uns, woher
wir denn kommen. Als wir Deutschland antworten, sagt sie
freudestrahlend, dass
dies Meerschweinchen (sie sagt "Meerschweinchen" wirklich auf Deutsch)
seien. Ja ja, wir wüssten
das, nur wäre Meerschweinchen bei uns eben beliebte Haustiere
und kein
Grillgut. Sie antwortet darauf, dass die kleinen Meerschweinchen in
Deutschland
nichts gemein hätten mit diesen großen, leckeren und
saftigen Meerschweinchen
hier in Ecuador – wir verzichten trotzdem gerne auf das
Grillvergnügen. Nachmittags
fahren wir – in der
Hoffnung auf einen Blick auf den Vulkan – ins Luna Runtun
über Banos. Von dort
hat man einen tollen Blick auf den Ort und wohl den Vulkan …
wenn er denn zu
sehen ist. Aber uach ohne Blick auf den Vulkan genießen wir
das leckere Essen und den tollen Blick auf Banos. Am
nächsten Tag ist das Wetter
besser, aber noch nicht perfekt. Wir harren weiter aus und fahren auf
die
gegenüberliegende Seite des Tals. Aber immer noch alles voller
Wolken. Also geht es
zurück in den Ort zum Mittagessen und Brot kaufen (ja, wir
haben es gefunden –
das BESTE BROT seit Kanada!). Und dann fahren wir wieder hoch zum
Mirodor "Ojos del Volcano" und beschließen,
die Nacht hier oben zu verbringen. Und unser Warten wird belohnt: am
nächsten Morgen
zum Sonnenaufgang haben wir freien Blick auf den
majestätischen Chimborazo und
später dann auch auf den Tungurahua.
Wir
können Banos nicht verlassen,
ohne nicht noch ein großes Brot zu kaufen (am Vortag haben
wir
von 2 Deutschen Reisenden auch noch eine kleine Tafel Milka Schokolade
geschenkt bekommen – ja, die
Deutschen wissen schon, was gut ist …) und dann geht es
vorbei
an zig kleinen
Wasserfällen (jetzt verstehen wir auch, warum das hier die
„Ruta de las
Cascadas“ genannt wird), Touristenattraktionen wie
Bungee-Jumping, Canopy und
Zip-Lining und durch einige Tunnel. Wir
landen am größten Wasserfall
hier auf der Strecke, dem Pailon del Diablo. Das Besondere an diesem
Wasserfall
ist, dass man hinter ihn krabbeln kann – ein sehr nasses
Vergnügen und wir
verkneifen es uns, die Kamera hier auszupacken, denn das wäre
einem Wasserbad
gleichgekommen. Aber auch von unten ist der Diablo recht beeindruckend
- und von hier können wir ohne Gefahr Bilder machen. Gegen
Abend landen wir dann im
Oriente – also dem Amazonasgebiet. Wir finden einen tollen
Platz zum Campen und
schwören uns, am nächsten Tag mal rein gar nichts zu
machen und nur zu lesen. Die
Vorsätze reichen genau bis zu
dem Augenblick, in dem wir den Grund des säuerlichen Geruches
in unserem Auto
finden. Eine Tüte Milch ist ausgelaufen, hat sich
schön in unserer Futterbox
verteilt und angefangen sauer zu werden bzw. zu schimmeln. Also alles
raus,
aus- und abwischen und wieder rein. Und wenn wir schon dabei sind,
können wir
auch gleich noch waschen – so viel zum freien Tag. Und
wenn man schon mal der grünen
Hölle so nah ist, dann sollte man sie wohl auch erkunden
(vielleicht möchte ich
Stefan damit aber auch nur beweisen, dass ich Dschungel NICHT
kategorisch
ablehne). Wir begeben uns also auf die Suche nach einem netten Guide
und haben
Glück. Flavio ist hier aufgewachsen und kennt sich bestens
aus. Was den Tag drauf folgt ist ein
langer Wandertag. Mit
dem Auto geht es ein Stück weit
raus aus der Zivilisation. Bevor wir denn eintreten in den
Primär- und
Sekundärwald (ein riesiges Ecoreservat) schmieren wir uns brav
wie befohlen mit
Moskitoschutz ein. Dann geht es los. Es folgen 7 Stunden Wandern; hoch
und
runter (wer hätte gedacht, dass es hier Hügel gibt
– ist aber ein Vorteil, weil
sich so in der Regenzeit keine Pfützen bilden und keine
Malariamücken brüten
können, aha …). Flavio ist wie ein kleiner Magier.
Manchmal schnellen seine
Hände ins Dickicht und er zaubert ein komisch aussehendes
Insekt hervor, das
uns niemals aufgefallen wäre. Wir lernen unheimlich viel
über Pflanzen und
ihren (medizinischen) Nutzen, über die unterschiedlichsten
Tiere, die es hier
gibt und wir probieren die komischsten Sachen. Zwischendrin
pflückt er immer
mal wieder Gräser, Blüten oder
Palmenblätter, um daraus in kürzester Zeit
kleine und wunderschöne Geschenke für uns zu zaubern.
Wir
landen letztendlich in einem
indigenen Dorf (nicht mal Elektrizität gibt es hier und die
gab es bis dato
eigentlich überall in Ecuador) und dort wird dann der Einbaum
startklar
gemacht, mit dem es für uns auf einem kleinen Fluss
zurück in die Zivilisation
geht. Eine wacklige, recht nasse, aber traumhaft ruhige und wohl
einmalige
Erfahrung. Nach
gut 10 Stunden sind wir zurück
an unserem Auto. Kaputt, dreckig, nass, hungrig und durchgeschwitzt.
Ein anstrengender, aber perfekter Tag. Und da es immer noch
kein Wasser (gibt wohl Probleme mit dem Dorfbrunnen) gibt springen wir
zum
Schluss auch noch in den Fluss, um uns abzukühlen, einfach
herrlich … Dann
aber endlich mal kommt der Tag,
an dem wir gar nichts machen – mal abgesehen vom Waschen der
schwitzigen Wäsche
des Vortages. Wir liegen in der Hängematte, lesen, gehen baden
und entspannen endlich mal. Eigentlich
ist ein weiterer Tag
geplant, aber da in der Nacht zuvor ein Bagger unsere Nachtruhe
gestört hat, um
die Straße vor der Banana Lodge gut 1,5m tief auszuheben und
uns dann geraten
wird, das Auto doch ein wenig beiseite zu fahren, da die
großen, nicht
bagger-zerstörungs-fähigen Steine mit Dynamit
beseitigt werden würden,
ergreifen wir sicherheitshalber (und leider) die Flucht. Vom
Oriente geht es mit einem Besuch
in den wunderschönen heißen Quellen von Pappallacta
und einem Abstecher nach
Otavalo (um Klaus und Petra zu treffen) dann endlich in die Hauptstadt,
nach
Quito. Hässlich,
hässlich, hässlich, hässlich
– das ist das, was uns als erstes einfällt, als wir
über die Außenbezirke nach Quito reinfahren. Wir
haben Sonntag und die Stadt ist verkehrstechnisch erfreulich leer. Wir
finden den Weg zu unserem Hostel
recht schnell, können hier campen und schauen uns nachmittags
gleich noch die Altstadt
an. Quito
ist für uns irgendwie ein „großes
Fressen“. Wir besuchen wieder mal einen Burger Himmel,
verwöhnen unsere Gaumen
mit feinstem Sushi (danke Hermann!), füllen unsere
Mägen mit
frischen Würsteln
aus Deutschland und liefern uns eine wahre Schnitzelschlacht; wird
Zeit, schnell wieder zu fahren, sonst werden wir hier noch
dick
... Machen
wir sonst noch irgendwas Produktives?
Ach ja, wir bekommen eine neue Matratze für unser Zelt
(mittlerweile No. 3),
ich finde eine schöne neue Jacke (kann man nicht genug haben)
und wir erstehen
in der Altstadt Quitos eine wunderbare und hochwertige Figur, die nun
die Front unseres Autos schmückt. Wenn
ich bis jetzt gedacht hatte,
dass der Supermaxi mein Lebensmittelhimmel ist, dann werde ich auf dem
Weg zum
Cotopaxi eines besseren belehrt. MEGAMAXI heißt mein neues
Paradies; hier ist
die Auswahl noch größer und vielfältiger.
Nach einer weiteren exzessiven
Lebensmittelaufstockung geht es auf die Ruta de los Volcanos, wo wir
die erste
Nacht mit Blick auf Cotopaxi, Pasochoa, Sincholagua und Ruminahui in
einer
Senke auf 3.400m verbringen. Am
nächsten Morgen stehen wir mit
der Sonne auf; allerdings zeigt sich der Cotopaxi leider nicht wie
erhofft in
bunten Farben. Auch müssen wir am Eingang des National Parks
noch 1,5 Stunden auf
den Einlass warten; dafür werden wir aber mit einem tollen
Regenbogen über der
wunderschönen Landschaft belohnt. Und
dann geht es rein in den
National Park des Cotopaxi. Das Wetter ist durchwachsen und wir fahren
hinauf
zum Parkplatz des Refugios auf 4.600m. Von dort geht es dann weitere
200m zu
Fuß hinauf aufs Refugio. Unsere Lungen sind dem Kollaps nahe
und der tief sandig-steinige
Weg macht das Laufen nicht einfacher. Oben angekommen gibt es erst mal
heiße
Schokolade zur Belohnung. Ich
– von unerklärlichem Ehrgeiz
gepackt – versuche dann noch, an die untersten
Ausläufer des Gletschers zu
kommen. Als diese zum Greifen nah sind (meine Lungen weinen
mittlerweile
wirklich …), schiebt sich innerhalb von 5 Minuten eine graue
Wand mit Nebel und
Eisregen zwischen mich und mein Ziel. Da ich nur in Fleece-Jacke
unterwegs bin
und die Sicht unter 5 m liegt, mache ich mich wieder auf den Weg
zurück …
leider. Auf
dem Weg nach unten (wo unser
Auto komplett spinnt, weiß raucht als würde es
brennen, kein Gas mehr annimmt
und wir eigentlich nur noch rollen) treffen wir dann Petra und Klaus,
mit denen
wir verabredet sind. Es
geht auf den neuen und offiziellen
Campground des Parks zu Fuße des beeindruckenden Cotopaxi.
Dieser zeigt sich abends
nach einem heftigen Hagelregen von seiner besten Seite –
dieser Vulkan bzw.
dieser Sonnenuntergang mit Blick auf diesen magischen Berg ist
definitiv ein
Highlight der Reise. Am
nächsten Tag wandern wir wieder.
Es geht vorbei an der Lagune Limpiopungo zum Kraterrand des Ruminahui.
Nach den
Strapazen des Vortages ist diese Wanderung auf nur 4.000m Höhe
ein echtes
Kinderspiel. Das Wetter ist herrlich und auch hier werden wir wieder
mit
traumhafter Landschaft belohnt. Wir
erkunden dann noch ein wenig den
Park, kommen in einen heftigen Schneeregen und landen abends wieder
glücklich
auf dem Park-Campground. Der
Cotopaxi zeigt sich an diesem
Abend eher in kühlen Farben; wir haben eine sternenklare Nacht
samt Vollmond –
eine fast unbeschreibliche Szenerie. Der
Cotopaxi National Park ist ganz
sicher ein absolutes Highlight der Reise und die Gegend ist so
schön, dass uns
der Abschied nach 3 Tagen regelrecht schmerzt. Unser
nächstes Ziel heißt Pasochoa; ein
weiterer Vulkankrater, den wir zusammen mit Petra und Klaus tapfer auf
einer sehr
schönen Wanderung erklimmen. Ja,
und dann heißt es wohl wirklich
Abschied nehmen von Petra und Klaus. Da Petra sich für einen
Kurzurlaub in
Deutschland entschieden hat (und netterweise unser Auto ein wenig
entlastet,
indem sie ein paar Sachen mitnimmt), werden wir die beiden wohl nicht
mehr
treffen auf unserer Tour. Unser Ende ist absehbar und die Regenzeit
naht, daher
wollen wir nun wirklich ein wenig schneller machen. DANKE Petra und
Klaus für
die tolle, unterhaltsame und lustige Zeit, die uns so manche Stunde
versüßt hat. Danke auch dafür, dass ihr uns
an kalten
Abenden Unterschlupf gewährt habt in eurem "großen
Heim". Wir werden uns mal an die DoKo-Regeln machen, wenn wir
wieder zu Hause sind …
Wir
sind gegen Mittag unterwegs und
als wir an einer schönen Stelle langsam fahren, rennt auf
einmal eine Horde
Schulkinder hinter uns her; ehe wir uns versehen, erobern sie unser
Auto und
wir haben knapp 20 Mitfahrer. Da uns das aber zu heiß ist,
dürfen leider nur 3
Kids hinten drauf mitfahren. Bei
schönem Wetter umlaufen wir in
einem stetigen bergauf- und bergab den Kratersee. Das Wasser ist so
grün, dass
es schon fast unnatürlich wirkt. Aber uns bieten sich immer
wieder tolle
Ausblicke und unterschiedlichste Wegabschnitte. Was
vermissen wir denn auf so einer
Reise immer mal wieder? Gutes Brot und Käse. Das Brot haben
wir gefunden; fehlt
nur noch der Käse. Aber dem kann Abhilfe geschaffen werden,
denn ein kleines
verstecktes Örtchen namens Salinas hat sich auf die Produktion
von
hervorragendem Käse (und weiteren Köstlichkeiten wie
Schokolade, Wein und
Marmelade) spezialisiert. Die
Fahrt dorthin führt über ein
Hochplateau auf über 4.000m entlang an skurrilen
Sandformationen und
unendlichen Weiten. Wir können uns kaum sattsehen. Und
dann landen wir in dem kleinen
und recht gemütlichen Örtchen, dem Käse El
Dorado. Zum Abendessen gibt es natürlich Brot,
Käse, Salami und Wein, einfach lecker … Am
nächsten Morgen füllen wir
nochmals den Kühlschrank mit weiteren 1,5 kg Käse
–
denn man kann ja nie wissen, wann sich wieder mal so eine Gelegenheit
bietet. Damit das Ganze nicht ansetzt, geht es hoch zum Chimborazo. Dieser liegt leider komplett in den Wolken. Aber wir lassen es uns nicht nehmen, aufs zweite Refugio zu spazieren. Anders kann man es nicht nennen, denn die knapp 200 Höhenmeter (von 4.800m auf 5.000m) machen uns erstaunlicherweise gar nichts aus. Unten am Parkplatz dann der Schock: eine ecuadorianische Familie hat uns einfach unseren Hulk entwendet! Stefan ist untröstlich, erschüttert, am Boden zerstört - denn er hatte große Pläne mit unserer Plastik-Kühler-Figur … nun müssen wir uns wohl wieder auf die Suche nach neuem Schmuck machen - aber ich denke, es wird nicht leicht, den Hulk zu toppen ...
Hartnäckigkeit
zahlt sich manchmal
aus, wenn man etwas sehen möchte, aber nicht den
überteuerten Preis zahlen
möchte. Von Alausi aus gibt es einen Zug zur Nariz del Diablo
(Teufelsnase);
dieser kostet regulär 25 USD bzw. 35 USD. Alternativ gibt es
aber am Wochenende
noch den Expreso Comunitario, der nur 6,50 USD kostet. Was aber
nirgends steht:
dieser Zug fährt nur ab 15 Personen. Da wir aber nicht mehr
bezahlen wollen und zum
Glück nicht alleine sind, lässt sich die
Zuggesellschaft nach mehrmaligen
Besuchen von uns am Ticketschalter erweichen und rollt den Schienenbus
auf die Gleise. Die
Fahrt ist nett, mehr
aber eigentlich auch nicht; und so sind wir froh, dass wir so
hartnäckig waren nur 6,50 USD bezahlt
haben. Und
da Sonntag ist, ist in Alausi
auch Markttag. Als wir zurückkommen von unserer Zugfahrt
schauen wir noch eine Weile dem bunten Treiben
auf den Strassen Alausis zu.
Wir
machen einen Abstecher über die
Ruinen von Ingapirca. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine
Festung,
sondern auch um eine Kultstätte der Kanari, die
später auch von den Inka
genutzt und ausgebaut wurde. Die Anlage ist klein, mit 6 USD Eintritt
eigentlich zu teuer und auch vom Zaun aus recht gut einsehbar. Cuenca
ist das nächste Ziel – und es
gefällt uns mal richtig gut. Die Stadt wirkt so
aufgeräumt und organisiert. Im
Gegensatz zu unserem Stellplatz, der eher den Charme eines
„chaotisch-schrottplatzigen-Bauernhofes“
hat. Wir waschen nach 17 Monaten mal wieder unsere Schlafsäcke
(wow, meiner hat
danach ein Volumen, das das halbe Auto einnimmt …) und
versuchen, einen neuen
Kocher zu bekommen – leider vergeblich. Nach
2 Tagen zieht es uns dann in
den nahegelegenen National Park Cajas, wo wir die nächsten
beide Tage bleiben
und – wohl zum letzten Mal in Ecuador – unsere
Wanderschuhe anziehen. Die
Landschaft gefällt uns mal wieder richtig gut und wir erlaufen
uns unzählige
kleine Lagunen. Da
uns die Regenzeit im Nacken sitzt
(wir haben leider wirklich seit dem Quilatoa Krater mit schlechtem
Wetter zu
kämpfen) und uns auch die Zeit langsam davon läuft,
beschließen wir schweren
Herzens, Ecuador nun in Richtung Peru zu verlassen. Letzer Stopp vor
der Grenze
ist Vilcabamba, bzw. der Podocarpus National Park. Nach
2 Tagen geht es dann zurück;
wir hängen hier in Ecuador noch einen Tag dran, weil Stefan
zum Zahnarzt geht,
unser Auto einen Getriebeölwechsel bekommt und wir noch
Kleinigkeiten
einkaufen. Abends
kochen wir dann mal nicht und
genießen den letzten Abend in Ecuador bei einer Pizza
… Und
dann geht es wirklich in
Richtung Grenze. Aber Ecuador macht es uns nicht so leicht, denn die
Straße ist
nach ein paar Kilometern nur noch Schotter und feiner Staub oder
Matsch. Und so
kämpfen wir uns von Baustelle zu Baustelle, warten hier und
dort und kommen
dann am frühen Nachmittag an die Grenze. Ich
glaube, wir sind noch nie in so
einem verschlafenen und entspannten Grenzort gewesen. 2 kleine
Büros, eine Straße,
eine Wechselstube und keine Menschenseele. Unsere Ausreise dauert mit
nettem
Schwätzchen darüber, wie gut uns doch Ecuador
gefallen hat, keine 10 Minuten. Auch
die Ausreise des Autos dauert nur einige Minuten – gut, hier
mussten wir den
Beamten wecken, der im Hinterzimmer ein Nickerchen gehalten
hatte. Ecuador, warum nur machst du es uns nur so einfach? Und dann rollen wir auf den Schlagbaum zu und sind im Niemandsland zwischen Peru und Ecuador. Wehmütig schauen wir zurück auf eine wunderbare und tolle Zeit, danke für alles Ecuador!!! Gefahrene Kilometer in Ecuador: 4.258 km (Gesamtleistung: 61.332 km) - ROUTE top Resümee
ZU
LAND und LEUTEN: Die
Menschen sind so freundlich und offen, dass es Spaß macht,
hier
zu reisen. Allerdings bei Weitem nicht so
„aufdringlich“
wie die Kolumbianer. Eine perfekte Mischung
also.
Die Infrastruktur in Ecuador ist erstaunlich gut, die Straßen sind überwiegend neu und gut befahrbar. Die National Parks kosten seit neuestem kein Eintritt mehr und campen ist dort überall kostenlos möglich. ZUR NATUR: Ecuador ist mehr als nur Bananen (wie wir beschämenderweise angenommen hatten…). Miniaturwunderland Ecuador nennen wir es … unglaublich, was sich hier auf kleinstem Raum alles an unbeschreiblich schöner Natur bietet. Von wunderschönen Stränden mit Walen über Nebelwald bis hin zu unglaublichen Vulkanen und Bergen und dem immergrünen Oriente. Jeder Tag bietet neue Highlights und einmalige Augenblicke. Ja, Ecuador ist für uns ein absoluter Höhepunkt der Reise. Wir nehmen so viele und schöne Erinnerungen aus diesem Land mit, dass wir es so schnell nicht vergessen werden. ZU UNS: Wir sind selten so viel gewandert, haben aber auch selten so viel und gut gegessen wie hier. Wir verlassen Ecuador rundherum glücklich und entspannt. Wir können uns nur an schöne Tage erinnern und haben uns hier auf jeden neuen Tag regelgerecht gefreut. Ecuador ist Balsam für die Seele … ZUM AUTO: Ich neige dazu, das Auto zu personalisieren; sprich: das Auto hat genau wie wir gute und schlechte Tage. Manchmal schleppen wir uns im ersten Gang mit kaum merklichem Fortkommen den Berg hoch und dann wieder sprintet er auf über 4.000m herum, als wäre nichts. Wir haben uns damit abgefunden und nehmen es, wie es kommt. Wir haben hier in Ecuador, dem Rost, der sich schleichend eingeschlichen hat, den Kampf angesagt. 2 Tage haben wir hart gearbeitet und sind mit dem Ergebnis zufrieden. Ansonsten keine weiteren Probleme und stille Zufriedenheit.
Die
am meisten gebrauchten Gegenstände: dicke Jacken,
Kamera und Sonnencreme ...
|
|