Honduras: Los Naranjos (Finca Paradise)

März 2012:
Honduras

Frohen Mutes, weil die Ausreise aus Guatemala ja so stressfrei war, begeben wir uns an den Schalter der Migracion Honduras. Zuerst reisen wie immer wir ein und dann das Auto. Wir sind schnell eingereist: 2 Zettel ausgefüllt, 3 USD pro Person gezahlt und zwei neue Stempel mit 90 neuen Tagen im Pass.

Dann kommt das Auto. Dafür müssen wir in einen Raum nebenan. Ein recht netter und wenig gestresster Mann nimmt sich unserer an. Er möchte meinen Reisepass, Führerschein und Fahrzeugschein sehen. Bekommt er. Dann möchte er insgesamt 3 Kopien von eben genannten Dokumenten und dem Ausreiseformular Guatemala. Wir hatten ja wohlweislich in Mexiko einige Kopien machen lassen und haben daher unsere Unterlagen schon griffbereit. Bei dem Ausreiseformular gestaltet sich das schwieriger, da irgendwie keiner möchte oder bereit ist, drei Kopien zu machen. Also laufe ich zurück zur Aduana Guatemala und frage unter Darbietung meines gesamten Charmes nach 3 Kopien. Kein Problem … wir laufen also mit einem Haufen Kopien zurück zu dem freundlichen Mann und der füllt uns dann unsere permanente Einfuhrbescheinigung für das Auto aus und stempelt es in meinen Pass ein. Stefan sitzt die ganze Zeit grinsend neben mir. Dann denken wir, das war es. Weit gefehlt … der nette Mann benötigt drei weitere Kopien von der Bescheinigung für das Auto und den neuen Stempel in meinem Reisepass. Also ziehen wir wieder los und suchen jemanden, der uns Kopien machen kann. Da wir wieder niemanden finden, lande ich wieder bei der Aduana Guatemala. Die Herren hier lachen schon, als sie mein verzweifeltes Gesicht sehen. Ein lustiges Gespräch später habe ich die geforderten Kopien in der Hand und zurück geht es zur Aduana Honduras, wo wir schon von dem netten Mann erwartet werden. So, denken wir, das war es jetzt aber wirklich …. NEIN, wir müssen noch für das Auto bezahlen und dann war es das. Aber, der gute Mann, der die Ruhe weg hat, möchte erst Mittagspause machen. Wir sollen doch um 13h – also 50 Minuten später – wiederkommen. Wow, an einem Burn-Out-Syndrom stirbt hier niemand, so viel ist sicher. Verdammt zu einer Pause, essen eben auch wir erst mal eine Kleinigkeit und tauschen unsere letzten Quetzales in Lempira, um dann bei der Bank die Einfuhr unseres Autos bezahlen zu können (36 USD).

El Florido; the border to Honduras

Lunch Break at El Florido Border

Da wir keinesfalls möchten, dass sich der arme Mensch unter Druck gesetzt fühlt, lassen wir ihm ein wenig mehr Zeit und stehen erst kurz nach 13h wieder an seinem Schreibtisch – der wenig gestresste Mann ist allerdings gerade in eine Parfümprobe verwickelt, erbarmt sich unserer aber trotzdem. Wir bekommen die Einfuhrbescheinigung und gehen damit zur Bank. Das dauert keine 2 Minuten und samt abgestempelten Zahlungsbelegt geht es zurück. Und dann endlich bekommen wir unsere Unterlagen und sind fertig … nach satten drei Stunden.

Aber so einfach lässt uns Honduras dann doch nicht einreisen. Zuerst muss noch das Auto obligatorisch abgespritzt werden. Woher soll man das denn wissen? Wir also wieder zurück, weitere 3,50 USD gezahlt und dann wird unser Auto sehr gründlich und gewissenhaft gereiningt. 


Cleaning the car at El Florido Border ...

... and the result :-)


Nach einer weiteren Kontrolle unserer Pässe und der Einfuhrbestätigung für das Auto, dürfen wir dann endlich einreisen. Willkommen Honduras …


Welcome Honduras; Copan Ruinas


Erste Station für uns ist das 10 km von der Grenze entfernte Copan Ruinas. Hier treffen wir Ulla und Karli wieder, die fleißig Spanisch lernen. Die Schule erlaubt uns freundlicherweise, direkt auf ihrem Grundstück zu campen (allerdings sind die Toiletten nur bis zum frühen Abend zugänglich und so entweihe ich unser Porta Potti nach 10 Monaten …).

Den Nachmittag verbringen wir damit, mit Ulla du Karli zu quatschen und uns den Ort anzuschauen; geplant waren eigentlich die Ruinen, aber das verschieben wir auf den nächsten Tag.


Nice entrance road to Copan Ruinas

Our Campsite close to the Spanish school in Copan Ruinas

Da die Sonne hier intensiv und erbarmungslos früh auf unser Zelt brennt sind wir auch früh wach und bereit, die Ruinen (… noch mehr Steine …) zu erkunden. Aber zu früh gefreut: denn an den Ruinen wird diesen Vormittag gestreikt und uns wird der Zutritt verwehrt. Somit sitzen wir da und unterhalten uns nett mit dem hiesigen Polizeichef. Die Polizei nimmt uns auch netterweise mit zurück in den Ort, da wir beschließen, unsere kulturellen Aktivitäten auf den Nachmittag zu verlegen.

Und nachmittags bewundern wir dann auch wirklich wieder Steine. Und sie gefallen uns richtig gut, ist es denn doch wieder mal was anderes. Zum einen fliegen hier riesige Aras frei herum und zum anderen sind die Pyramiden teilweise richtig massiv und hoch. Das kommt daher, weil hier Pyramiden auf Pyramiden gebaut wurden. Auch haben wir selten so schöne Stelas gesehen wie hier; diese erinnern uns auf Grund ihrer feinen Art sehr an Asien.


The loud and nice birds of Copan Ruinas

Copan Ruinas: Stefan ... pretty bored

Copan Ruinas: One of the huge trees

Copan Ruinas: Great sculptures

Copan Ruinas: Looks a little like Spongebob

One of the amazing Stelas in Copan Ruinas

... not so bored :-)

Copan Ruinas Panorama

Am nächsten Morgen machen wir uns dann auf in Richtung Berge. Unser nächstes Ziel heißt Gracias. Es geht durch bewaldete und unheimliche fruchtbare Gebiete vorbei an vielen kleinen Kaffee-Kooperativen bis wir gegen Mittag in Gracias landen. Wir campieren auf einer Finca mitten im Ort. Gracias an sich hat in unseren Augen – mal abgesehen von einer netten Kirche und einem Mann, der bunte Küken verkauft – nicht viel zu bieten.

The nice church of Gracias

Gracias: Poor kid :-)

Gracias: Selling coloured chicken ...

In the streets of Gracias

Trying to bake pancakes ...

The Finca Bavaria in Gracias


Und so ziehen wir weiter durch das Hochland. Wir haben nichts wirklich Gutes über diese Straße gehört. Anfänglich gestaltet sie sich durch ihre vielen und doch sehr tiefen Schlaglöcher auch nicht als wirklich entspannt. Aber die Landschaft ist wunderschön und wir fahren wieder an unzähligen kleinen Kaffee-Bauern und Lehm-Produzenten vorbei.

Producing mud bricks

Landscape around Gracias

The rural life


Irgendwann ist die Straße dann sogar richtig neu geteert und wir freuen uns schon … allerdings zu früh, denn keine 5 Minuten später  wandelt sie sich in eine mehr schlechte als rechte bucklige Sandpiste.

A partly very ggod an new road ...

... and 5 minutes later: a normal road


Gegen Nachmittag kommen wir am Lago Yoyoa an. Aber irgendwie finden wir anfänglich nicht so recht einen Platz, der uns gefällt. Also essen wir erst mal etwas am Straßenrand und lernen so die leckeren Gringas kennen. Eine Art frittierter Taco, der zusammengeklappt wird; und in diesem Fall gefüllt mit einer Paprika-Hähnchen-Mischung.

Gestärkt landen wir dann letztendlich wirklich durch Zufall an einem wunderschönen Platz. Unser Stellplatz ist mitten im dschungelartigen Grünen. Es ist so herrlich ruhig; nichts außer den unterschiedlichsten Tiergeräuschen und den Rauschen des Baches neben uns (und nachts das Plätschern des Regens auf unserem Zeltdach). Das Klima ist herrlich; tagsüber angenehm warm und nachts kühl.

Da Knatterton nach Stefans Meinung ein wenig zu viel schwarzen Rauch spuckt, wird der nächste Tag genutzt, um das Auto mal wieder unter die Lupe zu nehmen und teilweise auseinanderzunehmen. Unser Luftfilter hat auf der Baja California ziemlich gelitten und so schmeißen wir ihn nach gut 10.000 km raus.

Working on the car again

Nice green Campsite


Nachmittags zieht es uns auf ein oder zwei Bierchen in die D&D Brewery, welche um die Ecke liegt. Und da es uns hier in der Gegend so gut gefällt, entscheiden wir, eben noch einen Tag zu bleiben.

Having a cool beer ... pretty german :-)

Nice flower ...

on the way

Somit hat Stefan auch Zeit, das zu machen, was ihm seit Ewigkeiten unter den Nägeln brennt: er wäscht und wachst das Auto (sorry Schweiz!!!). Und ich nutze die Zeit, mal wieder Reisebericht zu schreiben und meine Spanisch Unterlagen in die Hand zu nehmen.


And cleaning the car ...

Nach 2 Tagen (eigentlich wollten wir ja schon längst in Nicaragua sein) machen wir uns dann aber auf zum National Park Cerro Azul Meambar. Wir kommen gegen Mittag an und da wir den Tag noch sinnvoll nutzen wollen, machen wir uns zeitnah auf den Weg. Ja, KLUG und KLÜGER gehen mal wieder wandern.
Expeditionsmässig vorbereitet und bewaffnet mit einem knappen Liter Wasser und 2 Müsliriegeln (wir hatten ja immerhin schon ein paar Cornflakes zum Frühstück ...) geht es erst mal schön bergauf. Und das im subtropischen Klima. Das Trinkwasser nimmt schneller ab als wir schwitzen können. Aber irgendwann sind wir auf dem ersten Mirador und wo wir jetzt schon mal oben sind, denken wir uns, können wir ja auch den gesamten Rundweg laufen. 

On the way to the Cerro Azul Meambar NP

Hiking up and up and up ...

On the "first" Mirador

Well done :-)


Es geht weiter bergan und bergan; hinein in den Nebelwald. Wir schwitzen immer noch und noch mehr (mindestens 20 gefühlte Liter in der letzten Stunde) und sowohl Müsliriegel als auch Wasser sind schon lange alle. Der Weg ist matschig und rutschig. Es geht vorbei an schönen Cascaden, es wird immer dunkler und unsere Beine zittern erbärmlich vom ewigen auf und ab über Steine, Wurzeln und Treppen. Aber dann endlich - nach einer gefühlten Ewigkeit -  ist die Lodge wieder zu sehen und wir freuen uns auf eine eiskalte (warmes Wasser gibt es wieder mal nicht) Dusche. Sport ist Mord …


Bosque Neblado ...

Nice Cascades on the way

Nice spider

Another Mirador in the Crro Azul Meambar NP

Abends gibt es dann zur Belohnung Pasta Bolognese - unsere Küche war auf Grund der eingeschränkten Auswahl an Lebensmitteln eher einfach die letzten Tage. Durch Zufall haben wir vormittags in einem kleinen Laden Hackfleisch gefunden. Das gibt es hier nämlich wurstmäßig in einer Art Rolle verpackt. Gewöhnungsbedürftig … ebenso wie Konsistenz und Geschmack (nun ja, was erwartet man, ist ja immerhin 2 Monate haltbar). Aber wir haben so einen Hunger und so schlecht schmeckt es dann doch nicht.


Yammi Ground Beef


Am nächsten Morgen klingelt der Wecker dann sehr früh, weil wir es an einem Tag über die Grenze nach Nicaragua möchten. Die Nacht war nicht gerade entspannt, da sich in unser Zelt kleine flohartige und beißwütige Minifliegen geschlichen haben, die uns das Leben zur Hölle gemacht haben. Dementsprechend ist unsere Laune.


Argh ... too early after a bad night

Campsite in the Bosque Neblado - Panacam Lodge

Um 08h sind wir unterwegs und fahren eigentlich immer Richtung Osten. Die Straße ist in einem hervorragenden Zustand und meist zweispurig. Generell macht das Fahren in Honduras Spaß: die Beschilderung ist sehr gut (was für uns, die wir ja immer noch nach Papierkarte fahren sehr von Vorteil ist), die Straßen überwiegend richtig gut befahrbar, es gibt recht wenig Verkehr und man muss eigentlich nie durch einen Ort hindurch fahren, weil die Straßen immer um die Ortschaften herum führen. Anders als in Mexiko und Guatemala. Wir passieren 2 Polizeikontrollen, die mal wieder so gar nicht an uns interessiert sind und und freundlich durchwinken.

Unterwegs essen wir nochmal in einem winzigen aber niedlichen Comedor Pupusas mit viel geschmolzenem Käse. Die Landschaft hat sich mittlerweile auch gewandelt: von tiefgrünem tropischen Wald in lichtdurchflutete Nadelholzwälder.


Changing Landscape


Wir sind um 14h an der Grenze und um uns herum schart sich sofort eine Menschenmasse. Geldwechsler und „freiwillige“ Helfer. Wir lehnen bei beiden dankend ab.

Erster Stopp mal wieder die Migracion. 2 Minuten später sind wir ausgereist und nach einem unwesentlich längeren Stopp bei der Aduana ist auch unser Auto ausgereist. Wow, das hat keine 10 Minuten gedauert und ging ganz ohne jegliche Kopien. Tja, und das war es dann auch schon für uns in Honduras. Schnell und einfach, auch ohne Helfer.


Gefahrene Kilometer in Honduras: 765 km (Gesamtleistung: 46.744 km) - ROUTE
top






Resümee

ZU LAND und LEUTEN: Honduras lag nie in unserem Fokus. Für uns stand eigentlich immer fest, dass wir hier lediglich durchfahren. Das haben wir an sich auch getan, obwohl es wieder ein bisserl länger gedauert hat, als geplant. Aber uns hängt ein wenig die Zeit im Nacken, wollen wir in Zentralamerika noch etwas vor der Regenzeit sehen.
Wir hätten sicherlich noch mehr Zeit in Honduras verbringen können, denn es hat uns gut gefallen. Die Menschen hier sind etwas zurückhaltender als in Guatemala und Mexiko, aber auch hier können wir wieder nur sagen: sehr freundlich und interessiert, wenn man mit Ihnen ins Gespräch kommt. Vor allem die Menschen, die Essen verkaufen, freuen sich in unseren Augen, wenn man sich zu Ihnen auf die Straße setzt und einfach mal probiert, was denn angeboten wird.


ZUR NATUR: sehr abwechslungsreich; von kargen Hochlandgegenden über tiefgrüne und tropische Nebelwälder bis hin zu Pinienwäldern. Honduras Natur hat viele Gesichter. Die Tierwelt gerade im Flachland ist groß; unendlich viel bunte und laute Vögel und bunte Pflanzen.
Auf dem Weg zum Cerro Azul Meambar NP ist uns direkt vor dem Auto sogar ein junger schwarzer Panther (oder so eine Art größere Wildkatze) über den Weg gehuscht.

ZU UNS: bepackt mit viel Zuversicht über die neu gelernten Spanischfähigkeiten sind wir sehr entspannt an Honduras herangegangen. Und es hat ein wenig gefruchtet. Wir haben uns ein wenig Zeit genommen und haben uns endlich auch mal wieder ein wenig bewegt. Und auch hier in Honduras haben wir uns zu keinem Zeitpunkt unwohl oder nicht willkommen gefühlt.


ZUM AUTO: keine Probleme; wir haben den Luftfilter gewechselt und das Auto mal wieder richtig gewaschen und gewachst.


ZUM SCHLUSS: wie schon bekannt: Fakten und Daten: 765 gefahrene Kilometer; knapp 100 getankte Liter Diesel; Preis pro Liter Diesel: ca. 1 Euro; 7 Reisetage (somit 109 km pro Tag im Schnitt gefahren); Reiseliteratur: Lonely Planet Central America on a shoestring; Kartenmaterial: IMTB Karte Central America; Autohaftpflichtversicherung: über K.H. Nowag in Deutschland, Gesamtversicherung Zentral- und Südamerika (Kosten: ca. 750 USD für ein Jahr); 2 Polizeikontrollen ohne jegliches Interesse an uns; beeindruckend andere Ruinen; einfaches Leben; unendlich grüne Natur; Hackfleisch in Pelle; Nebelwald; bunte Tierwelt; mal wieder wandern; zu viel Geld im Geldbeutel (die Währung hat einfach zu viel kleine Noten); leckere Gringas und auch mal wieder etwas Regen.


Die am meisten gebrauchten Gegenstände: viel Zeit beim Sortieren der vielen kleinen Geldscheine im Geldbeutel!



 



Copyright © 2009-2023 kontraer.com