Zwei
Monate ist der letzte
Grenzübergang bereits her; und die Ticos verwöhnen
uns wieder mit einer zügigen Abwicklung in
Costa Rica. Aber was dann nach Überqueren der alten
Eisenbahnbrücke kommt wird
zur echten Zerreißprobe.
Die
Migracion (also unsere Einreise)
ist sehr einfach. Stefan ist nicht mal persönlich anwesend, da
er in der Zeit
einem Zöllner das Auto zeigt. Den netten Beamten
stört das
nicht und er stempelt auch Stefans Pass
brav ab. Dann die obligatorische Fumacion (1 USD). Der Zollbeamte ist
ziemlich
arrogant und redet in einer Geschwindigkeit, dass mir die Ohren
rauschen.
Grundsätzlich schaut er mich nicht an und redet mich auch nur
mit „Freundin von
Stefan“ an. Das bereits bringt mich ein wenig zum Kochen. Wir
verstehen auf
jeden Fall, dass wir eine Versicherung (15 USD für 30 Tage)
abschließen müssen.
Unsere bereits bestehende erkennen sie nicht an und auch laut unserem
Verschiffungsagenten brauchen wir diese Versicherung. Also gut
…
Mit
dem Versicherungspapier
(immerhin gibt es eine Kopie für den Zoll gratis) geht es zur
Aduana (=Zoll) zurück. Stefan
bleibt beim Auto und so bin ich auf mich alleine gestellt. Der schnell
redende
Schnösel quasselt auf mich ein wie ein Irrer. Als ich ihn
bitte, ein wenig
langsamer zu sprechen redet er mit mir wie mit einer Bekloppten; danke
auch,
mein Puls steigt weiter.
Ich
reihe mich also mit meinen
Papieren in eine Schlange LKW-Fahrer ein. Wir benötigen das
Import Papier für
unser Auto. In dem kleinen und klimatisierten Büro sitzen 4
Personen – draussen
in der prallen Sonne stehen 8 – 10 Personen, die warten. Im
Gegensatz zu dem
Arbeitstempo der Beamten ist ein Faultier ein wahrer Gepard. Es geht
auf Mittag
zu und die Sonne brennt erbarmungslos; mein Puls steigt mit jeder
Minute weiter
an. So langsam vernehme ich von den LKW-Fahrern um mich herum die
ersten bösen
Worte. Kein Wunder, warten wir auch bereits schon eine gute Stunde. Nur
leider
sehe ich auch unsere Papiere nicht mehr. Ab und zu bekommt ein
LKW-Fahrer seine
Papiere ausgehändigt. Nur unsere bleiben verschwunden. So
langsam glaube ich,
einen Wutanfall bekommen zu müssen. Nach geschlagenen 2
Stunden – der eine
LKW-Fahrer neben mir gibt mittlerweile Sachen von sich, die ich nicht
wiederholen möchte – fragen auch wir nach. Keine
Eile, unsere Papiere sind die
nächsten. Um es kurz zu machen: nach 2,5 Stunden haben wir
dann unsere Papiere
in der Hand und wir beide einen knallroten Kopf. Willkommen Panama
…
Durch
die Berge mit überwiegend
indogener Bevölkerung geht es von der Karibikseite auf die
Pazifikseite. Auch
wettermässig empfängt uns Panama weniger freundlich.
Es
regnet ohne Unterlass, mit teilweise sehr eingeschränkter
Sicht.
Wir
fahren in Richtung Bouquete und
suchen uns im Nationalpark Baru auf einem kleinen Plateau einen
Schlafplatz mit
Blick auf Bouquete. Wenig des Regens fällt unser Abendessen
spärlich aus:
Chips, Kekse und für Stefan Bier.
In
der Nacht brennt der Himmel
wieder mal und fasziniert schauen wir eine gute Stunde zu.
Gegen Morgen stehen auf einmal
Arbeiter um uns herum. Ein wenig verschlafen krabbeln wir aus dem Auto,
werden erstaunt und ungläubig beäugt und
versuchen unser Glück am Vulkan Baru. Die Strecke ist zuerst
noch recht gut
befahrbar. Als allerdings aus einem rutschigen steinigen Weg ein enger
Pfad mit
kniehohen Brocken und großen Löchern wird,
hören wir auf. Die restlichen 9 km
zum Gipfel wollen wir allerdings auch nicht wirklich laufen (es zieht
sich
bereits wieder zu und wir sind auch ehrlicherweise zu faul) und kehren
daher um.
Auf
dem Weg nach unten kommt uns ein
Parkwächter entgegen, der uns erst mal zur Kasse bittet.
Camping und Eintritt
in den Nationalpark: 10 USD. Wir haben aber nur noch 3 USD (ganz
ehrlich!!!)
und irgendwie gibt er sich damit zufrieden.
In
Bouquete nehmen wir uns mal
wieder einen bezahlten Platz und kommen in den Genuss einer
heißen Dusche,
Internet und endlich ist auch essen gehen mal wieder bezahlbar. Und da
prassen
wir gleich richtig und gehen mittags und abends essen, und zwar richtig
lecker.
Am
nächsten Tag machen wir uns dann
auf in Richtung Panama City. Eine ziemlich lange Strecke, immer
geradeaus auf
der Panamericana. Wir gönnen unserem Auto eine
Tankfüllung V-Power Diesel und
er dankt es uns mit rasenden Geschwindigkeiten. Leider zu viel
Geschwindigkeit
und so werden wir von einem netten Polizisten mit
Geschwindigkeitspistole raus
gewunken. Allerdings verstehen wir nicht, was er will und irgendwie
fallen 20
USD. Da er uns aber keinen Beleg geben kann oder will, zahlen wir nicht
und
stellen uns dumm. Irgendwann lässt er uns ziehen.
Nach knapp 400 km machen wir – 100 km
von Panama City entfernt – halt für die Nacht. Santa
Clara ist ein Beach
Resort. Die ganze Küste entlang stehen hier immer mal wieder
große
Hotelkomplexe. Da es das Gesetzt mit dem öffentlichen Strand
hier nicht zu
geben scheint, kommen wir an einem kleinen Restaurant unter.
Am
nächsten Morgen nehmen wir dann
die restliche Strecke in Angriff. Panama macht auf uns in der Region
einen sehr
modernen und amerikanisierten Eindruck.
Über
die Puente de las Americas geht
es dann zuerst auf den Causeway. Wir kommen uns vor wie in Californien.
Dann
suchen wir uns einen Stellplatz
für die Nacht und besuchen dann den Stadtteil Casco Viejo. Der
komplette
Stadtteil wird gerade grundsaniert und aus einem eher
heruntergekommenen
Viertel mit viel Potential wird hier ein wunderschönes
Trendviertel geschaffen.
Von hier aus hat man auch einen tollen Blick auf die moderne und
gigantische
Skyline von Panama City.
Leider
überrascht uns ein gewaltiges
Gewitter. Wir sitzen im Auto, um uns herum gehen Alarmanlagen von Autos
an, die
Blitze zucken und der Donner grollt.
Durch
Zufall fahren wir an einer
riesigen Mall vorbei – hier fühlt man sich wie in
den USA – und da Malls uns ja
magisch anziehen, rollen wir auf den Parkplatz.
Allerdings
müssen wir echt
heruntergekommen und verlottert aussehen. Sobald wir einen Laden
betreten,
werden wir auf die „Promociones“ hingewiesen. In
einem Billig-Laden a la KIK
darf Stefan nicht mal ein weißes T-Shirt anprobieren. Und im
Supermarkt werden
uns einfach 2 Dosen Vodka-Lemon nicht berechnet … komische
Welt.
Wir
fahren zurück zum Yachtclub, wo
wir auf der Strasse „campieren“. Hier treffen sich
alle Reisenden auf der
Nord-Süd-Achse. Die Menschen schauen uns bei unserem
Frühstück allerdings schon
ein wenig komisch an.
Für uns steht heute das alte Panama
auf dem Plan. Allerdings sieht man hier nicht wirklich viel,
außer ein paar Ruinen. Aber die Gegend scheint nicht wirklich
sicher zu sein, denn kaum parken wir nahe
der Ruinen, steht auch schon die Polizei neben dem Auto, die uns
bittet, nicht
zu lange zu bleiben. Uns so lange wir dort sind, weichen sie nicht von
unserer
Seite.
Also
geht es wieder in eine
Einkaufsmall, denn die sind klimatisiert. Nachmittags fängt es
dann wieder
pünktlich an zu regnen und richtig schwül zu werden.
Toni
und Felix sind auch da und so
sitzen alle Reisenden, die sich hier vor dem Yacht Club treffen abends
nett beisammen
und tauschen Geschichten aus.
Wir
schauen uns zusammen am nächsten
Tag die Miraflores Docks am Panamakanal an. Recht beeindruckend. Hier
wird 24 Stunden
gearbeitet, es werden 35 -40 Schiffe pro Tag aus beiden Richtungen
abgewickelt
und es werden insgesamt knapp 26 m Höhe in 3 Schritten
überwunden.
Den
Nachmittag nutzen wir zum Wäsche
waschen und um uns auf den nächsten Tag vorzubereiten.
Die
Leute schauen uns schon komisch an; vor allem, als wir dann auch noch
eine Wäscheleine aufhängen.
Pünktlich
um kurz vor 09h werden wir
abgeholt, damit wir die Papiere unseres Autos auf Richtigkeit
kontrollieren
lassen können. Wir sind insgesamt 3 Fahrzeuge. Und bei 2
Fahrzeugen werden
„Fehler“ in den Papieren festgestellt (die
Motornummer fehlt; klar, in unseren
Papieren ist ja auch keine aufgeführt – richtig
wäre gewesen, dass hier
ebenfalls die Chassisnummer aufgeführt ist).
Eigentlich
schon Irrsinn, denn hier
beanstandet der Zoll die Papiere, die von Kollegen an der Grenze
ausgestellt
wurden. Das Ausstellen der neuen Papiere kostet nichts außer
Zeit. Und ganz
ehrlich: die arbeiten noch langsamer als ihre Kollegen an der Grenze.
Also
heißt es WARTEN.
Nachmittags
können wir bei der
Polizei dann unsere offizielle Genehmigung zur Ausreise bei der Polizei
abholen. Aber auch das dauert wieder … somit noch mehr
WARTEN. Gegen frühen
Abend haben wir dann alles beisammen, so dass wir wieder zum Yachthafen
zurück
fahren.
Nach
4 Tagen ist dann das
Vagabundenleben auf der Straße endlich vorbei. Geplant ist,
schon in Richtung
Containerhafen Colon zu fahren. Allerdings regnet es wieder mal so
stark, dass
Stefan und ich beschließen, schon diese Nacht im Hostel zu
verbringen. Die Gefahr,
ein nasses Zelt für eine gewisse Zeit (wir haben schon sooft
von Verspätungen
bei den Containerschiffen gehört …) verpacken zu
müssen, ist einfach zu groß. Ich
bekomme noch neue Flip-Flops, weil man nie genug Flip-Flops haben
kann und meine mal wieder kaputt sind.
Abends kochen wir nochmal lecker im
Hostel und sind dann früh im Bett, weil es am
nächsten Morgen um 07h in
Richtung Colon geht. Mit den letzten Tröpfchen Diesel (unser
Verbrauch muss so
niedrig sein, dass wir uns selber wundern) erreichen wir Colon
– 1,5 Stunden zu
früh.
Und
was dann kommt ist wieder WARTEN,
WARTEN und noch mehr WARTEN. Es fängt damit an, dass wir am
vereinbarten
Treffpunkt erst mal eine gute Stunde warten. Um dann anzurufen und
festzustellen, dass man uns vergessen hat - gute Dienstleistung. Also
warten
wir wieder. 45 Minuten später rufen wir erneut an …
irgendwann erbarmt sich
dann jemand. Es geht wieder zum Zoll und wieder WARTEN. Unsere Autos
werden aus den Reisepässen ausgestempelt, damit wir das land
dann
auch verlassen dürfen und wir bekommen unsere Papiere. Und da
WARTEN ja auch
zu einer Art Hobby werden kann, WARTEN wir am Containerhafen
wieder.
Und dann
ist es endlich soweit: der Container steht bereit und wir
dürfen
unsere Autos
rein fahren. Da die Schnösel keine Rampe bauen, rolle ich
unseren
Wagen mit
Untersetzung ins Auto. Trotz Einfahrtshöhe von 2,57m ganz
schön knapp. Das Auto
wird verzurrt und dann kommt Dino an die Reihe. Hier ist das mit der
Höhe noch knapper … auch das zweite Auto wird
verzurrt,
Container
geschlossen, versiegelt, fertig, wir sind autolos - ein komisches
Gefühl.
Zurück
geht es mit der Panama Railway in nostalgisch anmutenden Waggons
entlang am Panamakanal. Wir
sind alle recht kaputt nach dem irgendwie doch etwas stressigen Tag. Im
Hostel kochen
wir noch zusammen und fallen dann wie tot ins Bett.
Der
Wecker klingelt am nächsten
Morgen noch früher. Das Taxi, das uns zum Catamaran bringen
soll ist für 05h
organisiert worden. Und so sitzen wir müde um kurz vor 05h auf
der Straße und warten.
Und Warten … und warten.
Um
06:30h rufen wir dann mal an und
fragen nach; um festzustellen, dass man uns wohl mal wieder vergessen
hat.
Kurz: nach einigen bösen Telefonaten werden wir mit knapp
vierstündiger
Verspätung abgeholt. Der Fahrer denkt, er müsse Zeit
gut machen und fährt wie
ein Wahnsinniger. Im Auto wird es ziemlich ruhig, als die
Straße die letzten
Kilometer kurvig hoch und runter geht. Per Boot erreichen wir dann mit
flauen Mägen unseren Catamaran
und sind recht glücklich.
Die
nächsten beiden Tage lassen sich
wie folgt beschreiben: essen, schlafen, schnorcheln, faulenzen,
herumliegen,
traumhafte Landschaft ansehen … Die ersten drei Tage
verbringen wir in
Küstennähe; im San Blas Archipel. Die See ist ruhig
und die Riffe wunderschön
zum Schnorcheln.
Es
gibt frisches und selbst gefangenes Seafood (wir stellen aber fest,
dass wir wahrlich keine Gourmets sind und dass wir ein gutes Steak
einem Lobsterschwanz oder einer Königskrabbe vorziehen) und
wir
genießen das Leben in vollen Zügen. Oh, wie
schön ist Panama.
Am
Nachmittag des dritten Tages geht
es dann raus aus dem Archipel auf das offene Meer und in internationale
Gewässer. Aber KLUG und KLÜGER haben sich vorsorglich
mit Tabletten eingedeckt,
die gegen Reisekrankheit helfen sollen. Und damit diese gar nicht erst
aufkommt, nehme ich schön brav die absolute
Höchstdosis. Was zur Folge hat,
dass ich so neben der Kappe bin, dass sogar der Weg vom Bett zur
Toilette ein
wahrer Kraftakt ist.
Wir
benötigen ein bisschen Zeit, um
uns an das Geschaukel zu gewöhnen. Aber die Tabletten wirken
und haben neben
der totalen Müdigkeit den positiven Effekt, dass einem nicht
schlecht wird. Vorsichtshalber
schlafen aber trotzdem alle lieber an Deck in dieser Nacht. Am vierten
Tag
morgens geht es durch ein Gewitter und zeitweise ist die See ein wenig
rauer, aber
auch das ist kein Problem für unsere Mägen
– zum Glück.
Und
dann laufen wir abends in
Cartagena ein … auf Wiedersehen Panama und Zentralamerika
…
Gefahrene
Kilometer in Panama: 967 km (Gesamtleistung: 51.714 km) - ROUTE
top
Resümee
ZU
LAND und LEUTEN: was
ganz stark auffällt sind die
Gegensätze in Panama. Zum einen die traditionell lebenden
Menschen in den
ländlichen Bergregionen und zum anderen das moderne Panama
City mit seinen
unzähligen Wolkenkratzern. Die Straßen befinden sich
in einem guten Zustand und
die Polizei ist stetig präsent.
Mit
den Menschen sind wir wenig in
Kontakt gewesen und da, wo wir regen Kontakt hatten (Verschiffung und
Segeltour) hätten wir uns mehr Zuverlässigkeit
gewünscht.
ZUR
NATUR:
auch hier haben wir recht wenig
gesehen. Die Gegend um Bouquete herum hat uns sehr gut gefallen und das
San
Blas Archipel ist ein Traum.
ZU
UNS:
Panama hat sich auf Grund
der kurzen Zeit, die wir dort verbracht haben und der Verschiffung eher
ein
wenig stressig und nervig gestaltet. Dafür kann aber das Land
nichts und wenn
die Verschiffung nicht gewesen wäre, hätten wir hier
sicherlich mehr Zeit
verbracht.
ZUM
AUTO: sensationell
niedriger
Spritverbrauch …
ZUM
SCHLUSS:
ein paar Fakten und Daten: 967
gefahrene Kilometer; knapp 100 getankte Liter Diesel; Preis pro
Gallone: ca. 3,60 USD ( ca. 0,75 € pro Liter Diesel);
13
Reisetage (somit 107
km pro Tag im Schnitt gefahren); Reiseliteratur: Lonely Planet Panama;
Kartenmaterial: IMTB Karte Central America;
Autohaftpflichtversicherung: obligatorisch
und direkt
an der Grenze abgeschlossen (Kosten:
15
USD für einen Monat); stetige Polizeipräsenz;
Metropole Panama City; schöne
Strände; traumhaftes San Blas Archipel; bezahlbarer und guter
Diesel; Panamakanal;
sinnflutartige Regenfälle; stressige Verschiffung und viel
Warterei.
Die
am meisten gebrauchteste Eigenschaft: Geduld und innere Ruhe!