Oktober 2012 - November 2012: Peru |
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Mit
Peru betreten wir "bekanntes" Terrain - und nun stehen wir da nach dem
kurzen und schmerzfreien
Abschied aus Ecuador, im Niemandsland zwischen Ecuador und
Peru und warten, dass uns jemand die Schranke öffnet und
einlässt. Aber
irgendwann erbarmt sich der nette
Mann von der Aduana und kommt angeschlürft – ja, die
Peruaner scheinen die Ruhe weg zu
haben. Und wie immer: zuerst unsere
Einreise und dann das
Auto. Das Problem ist nur, dass der Mann von der Migration gerade nicht
am
Platz ist. Aber wir bekommen den Weg zu seinem Haus erklärt
und
sollen ihn einfach holen. Aha, aber wundern tun wir uns schon lange
nicht mehr. Einige energische
Türklopfer später streckt sich uns aus einem Fenster
ein
schmatzender nackter
Oberkörper entgegen. Wir erklären dem Mann, dass wir
gerne
nach Peru einreisen
möchten. Er schaut uns an und fragt nur: „Nach Peru
einreisen? JETZT???“ Ja, wenn
möglich dann jetzt … wir sollten warten, er
bräuchte
noch etwas Zeit. Also
machen wir auch erst mal
Mittagspause und kümmern uns dann vorab doch um die Einreise
des
Autos.
Irgendwann kommt dann auch der Mann von der Immigration gut gelaunt
zurück in sein Büro. Mit unserer
ausgefüllten
Immigration-Karte müssen wir dann zur National Polizei, um uns
einen
Bestätigunsstempel (ob denn auch alle Daten stimmen - die
Menschen
hier scheinen großes Vertrauen in ihre Fähigkeiten
zu haben)
zu holen. Der nette Beamte der National Polizei erwartet uns
mit nichts außer Shorts am Körper in seinem
Büro. Wir
können uns ein Lächeln
nicht verkneifen. Zurück zur Immigration, Stempel in den Pass,
die
Unterlagen
fürs Auto abholen (und uns sagen lassen, dass wir das Auto
nachts
nicht alleine
stehen lassen sollen, weil die eine Einladung zum Diebstahl
wäre
und wir aus Sicherheitsgründen auch keine
Anhalter mitnehmen sollen … aha, gut zu wissen …)
und fertig
– Peru, da sind wir.
Auf
einer wunderschönen Strecke geht
es am nächsten Tag weiter; zuerst vorbei an grünen
Reisfeldern, die uns stark
an Bali erinnern und dann führt die Straße durch ein
tiefes Tal.
Zurück
im Ort stürzen wir uns dann
ein wenig ins Getümmel und schauen den Feierlichkeiten zu. Die
Nacht
wird dennoch laut
und irgendwann haben wir sogar das Gefühl, dass uns die
fröhlich musizierende Blaskapelle
mitten durchs Auto läuft. Und
dann - endlich - ist auch bei uns mal wieder Zeit für Kultur.
Unsere erste Kultur-Station in Peru heißt Karajira
– eine Grabstätte der
Chachapoyas. Nach einer Stunde erreichen wir den kleinen Ort Cruz Pata,
von dem
aus es zu Fuß weitergeht. In einer hohen Felswand stehen hier
noch 6 der
ehemals 8 Sarkophage und schauen ins Tal hinunter, wo sich einst ein
Dorf
befand. Eine Grabstätte mal anders …
Und
leider hat der Bauer recht. Nach
nur einem Drittel des Weges geben wir auf. Nach dem Regen der Vortage
ist der Boden
aufgeweicht, der lehmartige Matsch setzt unser Reifenprofil schnell so
zu, dass sich richtige
Walzen um unsere Räder bilden und wir keine Traktion mehr
haben, nicht mehr
lenken können und nur noch den Hang unkontrolliert hoch oder
runter rutschen. Es
geht zurück in den Ort, wo wir
anstandslos unser Eintrittsgeld zurück bekommen. Man kann
leider nicht alles
sehen, aber wir sind schon ein wenig enttäuscht. Uns
ist seit der Einreise in Peru
aufgefallen, dass Gummistiefel hier die bevorzugte Schuhmode sind; und
nach dem
Durchfahren einiger paar kleinerer Orten wissen wir auch, warum: die
Menschen
hier leben wirklich im Matsch, denn nicht mal die "Gehwege" in
den Orten sind befestigt. Da
wir es an diesem Tag nicht mehr zu unserem Ziel schaffen, und wir auch
tanken müssen (wir bekommen bei den Preisen fast einen
Herzinfarkt
...), machen wir halt in
Chacapoyas. Der Ort ist wider Erwarten richtig nett und unser Lager
für die
Nacht schlagen wir auf dem öffentlichen Parkplatz mitten im
Ort
auf – die mit
Abstand günstigste und sicherste Möglichkeit. Und
schon geht es weiter im
Kulturprogramm: Kuelap. Die Festung Kuelap sitzt nahezu uneinnehmbar
und
fast unsichtbar auf einem Bergkamm. In ihren Glanzzeiten hat sie an die
3.500
Menschen (vom Volk der Chachapoyas oder auch Wolkenmenschen –
wahrscheinlich,
weil sie "über" den Wolken gelebt haben) beherbergt, die hier
oben in Rundhäusern
gelebt haben.
Am
nächsten Morgen regnet es immer
noch und wir fahren die nun recht matschige Straße
zurück ins Tal und machen
auf dem Weg nach Leimebamba einen Abstecher nach Revash; hierbei
handelt es
sich um rot und cremefarben verzierte Grabbauten, die auf einen Sims in
den Kalksteinfelsen
gemauert wurden.
Die
nicht geteerte Naturstraße führt
uns über einen 3.600m hohen Pass (der Pass Barro Negro =
Schwarzer
Matsch macht seinem Namen alle Ehre ....) und der Regen der letzten
Tage hat sie in eine
einzige Schlammpiste verwandelt. Ich bin dem Heulen nahe, denn auf der
einen
Seite haben wir hohe Steinwände und auf der anderen Seite
wartet
der tiefe Abgrund.
Zu allem Übel fährt sich vor uns auch noch ein LKW
fest, so
dass wir warten
müssen.
Unterwegs
begegnen uns dann immer
wieder hoffnungslos überfüllte öffentliche
"Transportmittel" – den Menschen scheint es
aber nichts auszumachen, sie lachen und winken uns fröhlich zu. Wir
landen in Celendin und kommen
hier in einem ganz neuen Hotel für 40 Soles (16 USD) unter, da
wir dringend mal
wieder eine Dusche benötigen. Das Auto steht sicher im
abgeschlossenen Hof und
wir freuen uns darüber, dass wir den stundenlangen Regen in
der Nacht vom
Hotelzimmer aus lauschen können. Unterwegs
werden wir wieder mal
Zeugen der beginnenden Regenzeit. Der Himmel sieht teilweise wirklich
nach
nahendem Weltuntergang aus - so lange man nicht mitten drin ist,
wunderschön anzusehen. Gegen
Nachmittag landen wir in Banos
del Inca. Die Nacht verbringen wir wieder auf einem
24-Stunden-Parkplatz, die
Thermalquellen besuchen wir nicht (irgendwie verstehen wir das System
nicht so ganz, da
man wohl nicht einfach nur baden und entspannen kann, sondern
Anwendungen buchen
muss …), dafür aber die Ventanillas von Otuzco -
kleine Höhlen in eine Felswand
gebaut zur Beisetzung von Toten. Cajamarca
als Stadt streichen wir
für uns, da wir möglichst schnell weiter kommen
möchten (um die Cordillera Blanca noch
einigermaßen trocken zu erleben). Wir fahren in aller
Frühe einmal durch Cajamarca,
da wir uns noch schnell Cumbemayo – welches in der
Nähe liegt – anschauen möchten.
Der Morgen ist sonnig und wunderschön … …
bis so blöder Köter auf die Idee
kommt, sich in meiner einladenden Wade zu verbeißen. Der
Ausflug
endet mit
einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus (ich solle mir keine Sorgen
machen, Tollwut gäbe es hier nicht und einen Impfstoff
für
Menschen auch nicht - na, dann wäre das ja schon mal
geklärt) und dann
geht es in einer längeren
Tagesetappe weiter in Richtung Küste. Das
Klima ändert sich mit jedem
Kilometer und wir sind weit entfernt vom Regen der letzten Tage. Wir
ziehen
unsere Jacken aus, schwitzen und schauen verwundert auf die
veränderte und
karge Landschaft. In
Huanchaco finden wir dann endlich
mal wieder einen Platz zum Campen (nicht gerade günstig, aber
daran werden wir
uns wohl gewöhnen müssen) und gönnen uns
nach dem Stress und der Fahrerei der
letzten Tage mal wieder einen Tag Auszeit. Hier
an der Küste regnet es maximal
drei Tage im Jahr und wir haben Glück und erwischen genau
diese diese Tage - wirklich unfassbar. Abends
sitzen wir sogar in dicken Jacken herum. Aber wahrscheinlich ist es so
herum
besser als ein kompletter Temperaturschock, denn nach den kurzen
Küstenabstecher geht es ja wieder in die
Berge. Wir
schieben nochmals einen Tag Kultur ein –
Chan Chan steht zuerst auf dem Programm. Chan Chan gilt mit
26km² als die
gewaltigste Lehmziegelstadt der Welt und beherbergte in seiner
Chimu-Blütezeit
etwa 60.000 Einwohner. Zentrum von Chan Chan ist der Tschudi-Komplex
samt
Zeremonienplatz, 4m dickem Schutzwall und unzähligen
Lehmreliefs. Dann
geht es weiter zur Huaca de la
Luna. Diese ist über 700 Jahre älter als Chan Chan
uns gehört der Moche Kultur
an. Hier sind im Prinzip 5 Tempel nach dem Zwiebelprinzip
übereinander gebaut.
Jede neue Generation hat seinen neuen Tempel einfach auf die vorherigen
Tempel
gebaut, so dass ein Stufen- oder Ebenensystem entstanden ist. Und
dann ist unser kurzer Ausflug an
die Küste auch schon wieder vorbei. Wir fahren die
Panamericana
ein Stück gen Süden. Was in Peru auffällt:
hier werden
gerne mal große Mengen oder Dinge transportiert ... Es
geht zurück in die Berge. Auf die Cordillera Blanca - die wir
bei
unserem letzten Besuch leider nicht gesehen haben - freuen wir uns
schon seit Ewigkeiten. Endlich mal wieder richtige Berge. Über
eine nette Abkürzung geht es durch den
Canyon del Pato (wir fahren durch insgesamt 48 Tunnel) nach Caraz, wo
wir eine Nacht
bleiben, bevor es am nächsten Tag zur Laguna Paron auf 4.200m
geht.
Wir
vertragen die Höhe (immerhin
sind wir lange nicht mehr so hoch gewesen) erstaunlich gut. Nach
intensiven sportlichen Aktivitäten ist uns allerdings doch
nicht. Der nächste Morgen ist herrlich sonnig und gut
gelaunt, geht es wieder runter ins Tal, auf dem
Markt kaufen wir noch ein wenig Obst und Gemüse, um uns dann
wieder in Richtung
Berge zu machen. Wir verbringen eine Nacht auf der Llanganuco Lodge,
die wunderschön am Rande der Cordillera liegt. Wir
haben uns vorgenommen, die
Cordillera ausgiebig zu erkunden und uns genug Zeit zu nehmen. Und so
schnüren
wir mal wieder unsere Wanderschuhe und machen uns auf zur Laguna 69,
welche auf
4.650m liegt. Das Wetter ist nicht so schön, aber wenigstens
regnet es nicht.
Und so kämpfen wir uns vorbei an wilden Bächen,
strubbligen Kühen und lustigen
Bäumen, um dann nach 3 Stunden und einigen
Höhenmetern belohnt zu werden: die
Laguna 69 funkelt tief türkis, eingebettet in
mächtige weiße Gletscher. Ein
wunderschöner Farbkontrast. Für
uns geht es dann über den ersten
Pass in der Cordillera (es gibt 4 Pässe und wir werden sie
alle
fahren). Die
Straße windet sich in unendlich vielen Serpentinen den Berg
hinauf. Unser Blick
fällt immer wieder auf die beiden Lagunen Chinancocha und
Orconcocham, welche
durch ihre funkelnde Farbe aus der Landschaft herausstechen. Aber das
ganze Panorama hier oben ist einfach nur fantastisch und
abwechslungsreich. Auf
der anderen Seite des Passes Portochuelo
finden wir dann auf knapp 4.500m eine Stelle neben der
Straße, an der wir für
die Nacht bleiben. Am
nächsten Morgen geht es dann
weiter. Kleine und vor allem matschige Straßen ziehen sich
auf der
Nord-Ostseite des Nationalparkes entlang und uns wird irgendwann klar,
dass wir
es heute nicht mehr über den Pass No. 2, die Punta Olimpica
schaffen. Durch
Zufall landen wir in einer
großen Werkstatt der Organisation Don Bosco. Hier werden
Einheimische
qualifiziert ausgebildet und weitergebildet. Wir haben richtig
Glück, denn
diese Werkstatt hier kümmert sich um die Wartung von
Einsatzfahrzeugen – vor allem
Land Rovern. Und so kommt unser Auto in den Genuss einer geschulten
Inspektion;
mit dem Ergebnis, dass alles in bester Ordnung ist. Gut
gelaunt geht es nun weiter zum
zweiten Pass, der Punta Olimpica. Und wir haben Glück, denn
der Himmel ist noch
blau und so bietet sich ein freier Blick auf den höchsten
Berg, den Huarascan. Es
geht wieder in Serpentinen und mit Blick auf neue Lagunen die Berge
hoch. Wir brechen
einen neuen Höhenrekord und kommen den Gletschern sehr nah. Gegen
Mittag erreichen wir dann
Carhuaz und stärken uns erst einmal. Nach dem Mittagessen geht
es zum Einkaufen
auf den Markt und dann genießen wir einfach mal die Sonne und
beobachten das
bunte Treiben auf den Straßen. In
der Nähe von Carhuaz befinden
sich Thermalbäder mit heißen
Natursteinhöhlen – das hört sich gut an
für uns
und wir freuen uns, unsere durchgefrorenen Glieder mal wieder richtig
aufzuwärmen. Tja, zu freu gefreut. Liebe Peruaner, was glaubt
ihr wohl, wie
entspannend ein Besuch in einer Natursteinhöhle ist, wenn
direkt vor der Tür
erbarmungslos der Presslufthammer knattert und die Wände
erzittern lässt???
Richtig, gar nicht … Wir
übernachten wieder im Garten der
Hilfsorganisation Don Bosco und am nächsten Tag geht es
für einen kurzen Besuch
nach Huaraz. Da
uns der Ort aber nicht so
wirklich zusagt zieht es uns dann doch wieder raus in die Natur. Wir
campen auf
dem Grundstück der Lazy Dog Inn Lodge und holen mal wieder
unsere Wanderschuhe
hervor. Und dann fängt es an zu regnen; und da ein Teil von KLUG und KLÜGER nicht auf den anderen hören wollte, wird er nun auf dem Rückweg ohne Regenhose ganz schön nass. Zu allem Übel knickt dieser Teil auch noch um, prellt sich seinen Knöchel und muss mit dem Auto „gerettet“ werden. Ein erfolgreicher Tag … Hier
in Huaraz trennen sich dann die
Wege von Toni&Felix und uns mal wieder, da wir über
Pass Nummer 3 nach
Chavin fahren, um uns hier die archäologische Stätte
von Chavin anschauen
wollen. Die Fahrt führt uns wieder mal vorbei an einer
wunderschönen Szenerie
und die Strasse ist erstaunlich gut ausgebaut. Da
Stefan immer noch humpelt besuche
ich die Ruinen alleine. Sie sind seit 1985 Welterbe der Unesco und
gelten als
einzige größere Anlage der Chavin Kultur. Es
handelte sich hierbei wohl um ein
religiöses Zentrum mit großen tempelartigen
Strukturen über dem Erdboden und
labyrinthartigen unterirdischen Tunneln und gerade das macht diese
Ruinen so
anders. Um
eine gute Balance zwischen Natur
und Kultur zu halten, geht es für uns wieder in die
Einsamkeit, wieder in den
Nationalpark. Hier
gibt es die seltenen Puya
Raimondii Pflanzen, welche zur Gattung der Bromeliengewächse.
Sie werden bis zu 10 Meter hoch, 40-100
Jahre alt und blühen einmal in ihrem Leben, bevor sie sterben.
Während ihrer
Blütezeit tragen sie 6.000 – 10.000 Blüten
und an die 10 Millionen Samen. Wir
haben Glück und finden einen
netten Platz auf 4.400m direkt unter einer blühenden Puya
Raimondii, unter der
wir unser Camp für die Nacht aufschlagen. Allerdings ist es
hier recht kalt und
so kochen wir abends, während es leise dicke Flocken schneit. Am
nächsten Morgen erhaschen wir
doch tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen, welche wir intensiv
nutzen, um lustige Wesen zu entdecken und viele Bilder
zu machen. Irgendwann
pfeift Stefan mich dann
aber zurück (sonst hätte der Platz auf der
Speicherkarte
wahrscheinlich auch nicht mehr gereicht) und es geht weiter in Richtung
des vierten und letzten Passes. Und
wieder ist die Strecke unglaublich schön und
abwechslungsreich.
Wir kommen
Pasto Ruri Gletscher vorbei. Da Stefan immer noch humpelt, schleppe ich
mich bis
auf die Basis auf 5.000m hoch – dann fängt es an zu
schneien. Und da ich im
Röckchen und dünner Jacke herum hüpfe, ziehe
ich vor,
nicht weiter zu laufen,
sondern gehe zum warmen Auto zurück. Generell
ist es hier oben recht kalt
(eigentlich ja auch kein Wunder bei der Höhe ...) und es liegt
Schnee. Aber irgendwie ist es auch schön, mal wieder Schnee zu
sehen - und so kann ich meine Freude kaum im Zaum halten ... Die
Straße führt uns immer weiter in
die Höhe, vorbei an grünen moosigen Tälern,
mächtigen Gletschern, buntem
Gestein und grandiosen Ausblicken. Aber
auch dieses Highlight (Stefan
ist
wieder
mal genervt von meinen ewigen Fotostopps, denn wir wollen ja auch
irgendwann mal irgendwo ankommen …) ist irgendwann vorbei
und in dichtem Nebel
geht es für uns zum versteinerten Wald Hatun Machay, welcher
als Klettergebiet
genutzt wird. Wir merken erst, dass wir am Refugio sind, als wir direkt
davor
stehen, so dicht ist die weiße Suppe, durch die wir uns
quälen. Gegen Abend
reißt der Himmel allerdings auf und erst da sehen wir Hatun
Machay. Bevor
wir uns am nächsten Tag in
Richtung Küste bewegen wird die Gegend noch ein wenig
erkundet. Hier gibt es
einige Höhlen mit prähistorischen Zeichnungen; da es
in Peru allerdings zu
viele historische Stätten gibt, können nicht allen
Beachtung geschenkt werden. Und
so werden diese hier von den Bergbewohnern einfach als Schutzunterstand
für ihr
Vieh hergenommen. Die
Straße an die Küste runter ist
geteert und in bestem Zustand – und so heißt es:
mehr Luft auf die Reifen. Wir
kommen schnell voran; bis plötzlich ein nahezu
unüberwindliches Hindernis vor
uns auf der Straße lauert. Eine Spinne, so groß,
dass es mir kalt den Rücken
herunterläuft … Wir
umfahren das Hindernis großzügig
(tatsächlich haben wir bei der immensen
Größe des Geschöpfes Angst, was sie
denn mit uns und dem Auto anstellen würde, wenn wir ihr zu
nahe kommen würden …)
und weiter geht es in Richtung Küste; bis uns die karge
Küstenwüste und die
Panamericana dann endlich wiederhaben. Da
wir es an diesem Tag nicht mehr bis
nach Lima schaffen, machen wir ca. 100 km im Reserva Lomas de Lachay
halt für
die Nacht. Es ist faszinierend; kaum biegt man von der Panamericana ab,
kommt
man in ein grünes Paradies. Hier verfängt sich der
Küstennebel in den
küstennahen Hügeln, die Feuchtigkeit sammelt sich und
so schafft die Natur durch
ein einzigartiges Mikroklima ein wahres Paradies. Und
gegen Abend zieht dann der Nebel
auf, der hier für das ganze Grün verantwortlich ist.
Es ist eine dicke, schwere und
vor allem feuchte Suppe. So
verziehen wir uns recht zügig ins Auto. Am
nächsten Morgen ist alles
klatschnass – nur durch den Nebel – und die Sicht
ist recht eingeschränkt. An
der Küste ist es nicht besser und so schleichen wir mit
blinkender Warnanlage
in Richtung Lima. Schon
30 km vor Lima wird es
chaotisch. Man hat das Gefühl, dass der an sich schon schlecht
autofahrende
Peruaner hier noch schlechter fährt. Wir quälen uns
ein wenig genervt (die
fahren hier wirklich wie die Bekloppten…) mit Navi und Karte
nach Miraflores in
unser Hostal. Hier machen wir die nächsten 2 Tage
erst mal gar nichts, widmen uns unseren Computern und erholen uns von
der
Fahrerei und der Kälte der letzen Wochen. Miraflores
ist ein toller und
angesagter Stadtteil in Lima mit direktem Zugang zum Strand. An guten
Tagen
starten und landen hier die Paraglider, die ihre Kreise entlang der
Steilküste
ziehen. Wir
erkunden Lima Centro, strollen ein
wenig herum, besuchen eine Austellung von Elliot Tupac und ich freue
mich über
ein gaaanz tolles kleines Geschenk. Ansonsten
futtern wir uns mal wieder
großzügig durch alle kulinarischen Leckerbissen
dieser Stadt und lernen einiges
über Sushi – um die Ecke unseres Hostals ist eine
nette und gute Sushi-Bar und
wir werden langsam zu Sushi Freunden … …
aber wir sind ja auch typisch
deutsch und so darf ein deftiger Grillabend mit Bratwurst
natürlich nicht
fehlen. Aber
irgendwann (um genau zu sein
nach satten
6 Tagen) ist es dann soweit Lebewohl zu sagen, denn der
südliche
Teil Perus wartet auf uns. Zusammen mit Toni und Felix geht es zum
Reserva
Paracas an der Küste. Und
so verbringen wir 3 einzigartige,
staubige und windige Tage in dieser unbeschreiblichen, kargen, sich
stetig
wechselnden, bunten und faszinierenden Welt. Wir fahren Dünen
hoch und runter,
kreuz und quer, grillen, buddeln, staunen, beobachten Fischer,
Vögel, Seehunde, staunen mehr
und machen unzählige Bilder – dieses Stück
Land ist einfach der helle Wahnsinn. Aber
immer noch nicht genug mit
Sand, denn es geht in die Oase Huancachina. Die Oase an sich ist sehr
touristisch und nicht haut uns nicht so vom Hocker, aber wir lassen es
uns
nicht nehmen, eine Sand-Buggy-Tour samt Sandboard-Einlage zu machen.
Peru eben
mal touristisch. Auf
dem Weg nach Nazca liegen etwas
abseits der Panamericana Meeresfossilien in der Landschaft herum. Und
so wird
hier mal mit den Händen (anstatt wie in den letzten Tagen mit
der Schaufel)
gebuddelt. Vor
Nazca machen wir am Mirador
halt, von dem aus man einige der Nazca Linien sehen kann. Allerdings
kann man
nicht wirklich viel sehen und so diskutieren KLUG und KLÜGER
(nein, ab und zu
sind wir nicht wirklich entscheidungsfreudig!!!), ob wir uns denn den
Luxus eines
Fluges gönnen sollen. Dieser schlägt mit 90 USD pro
Person zu Buche und ist
somit teurer als erwartet. Man
rät uns, morgens zu fliegen, da
der Flug dann auf Grund von weniger Wind angenehmer sei. Da wir uns
aber immer
noch nicht entscheiden können, fahren wir einfach direkt zum
Flughafen. Und hier
wird uns die Entscheidung quasi abgenommen, da uns eine Gesellschaft
irgendwie
einfach auf einen ihrer nächsten Flieger bucht. Also gut, wenn
es denn so sein
soll … Und
dann – nach über 3 Stunden Wartezeit,
die uns niemand erklären kann – geht es dann weit
entfernt von morgens los.
Schon kurz nach dem Start rüttelt und wackelt die kleine Kiste
(4 Personen plus
Pilot) immens, dass es uns ganz anders wird. Wir sacken stetig heftig
nach
unten weg (und damit auch unsere Mägen) und an den Linien
fliegt der Pilot
unzählige steile Kurven in beide Richtungen, damit man ja auch
alles schön und
ausgiebig sehen kann. Krampfhaft
mache ich fleißig Bilder,
mein Rücken wird zusehends nasser und ich verkneife es mir
mehr als einmal,
nach der Kotztüte zu greifen. Stefan, der vor mir sitzt, wird
auch immer
ruhiger und als der Pilot nach knapp 30 Minuten den Rückflug
ankündigt, können
wir unser Glück kaum fassen. Viel länger
wäre es bei uns beiden auch ganz sicher nicht gut gegangen.
Vollkommen
fertig, verkrampft und
nassgeschwitzt und mit wackeligen Beinen steigen wir aus. Wow, bisher
haben wir noch nie für solch einen Höllenritt so viel
Geld
ausgegeben. Wir bekommen ein Zertifikat, welches bescheinigt, dass wir
den Flug gemacht haben; wundert uns, denn besser wäre: Sie
haben
den Flug überlebt!!! Wir
können und wollen an dem Tag
nicht weiterfahren und so bleiben wir noch eine Nacht in Nazca und
bereiten uns
auf die 2 tägige Fahrt nach Cusco vor, die uns wieder
schön in die Höhe bringen
wird. Und
richtig: die Straße, welche am
Cerro Blanco (der mit 2.078m höchsten Sanddüne der
Welt) und der Pampa Galeras (einem
Vincunas-Schutzgebiet) vorbeiführt,
katapultiert
uns innerhalb von nur 100 km auf ein 4.500m hohes Plateau. Hier
bleiben wir erst mal für die
nächsten Stunden und haben ganz schön mit der
Höhe zu kämpfen; Übelkeit,
Kopfschmerzen und jede kleine Bewegung ist zu viel. Irgendwann
fängt es dann
auch noch an zu schneien. Wir
benötigen gute 8 Stunden für 390
km und sind froh, dass wir die Nacht ein wenig weiter unten verbringen
können.
Der zweite Tag führt uns durch grüne Täler
und an dem mühsam behauenen
Steinblock von Saihiute bis wir dann am frühen Nachmittag
Cusco erreichen. Aus
Zeitgründen haben wir uns selber
irgendwann einmal vor die Entscheidung gestellt, ob Cusco und Umgebung
oder
Arequipa und Umgebung. Nach langem Überlegen haben wir uns
dann für Cusco
entschieden, da wir dies einfach netter in Erinnerung haben von unserem
Besuch
2006. Aber 6 Jahre sind eine lange Zeit und so werden wir nun
konfrontiert mit ordentlichem
Verkehr, Massen von Pauschaltouristen, hunderten von Edel-Juwelieren
und
schicken Boutiquen und einem irgendwie nicht mehr so
verträumten Cusco. Wir
nehmen uns einen Tag Zeit, die
Stadt nochmals zu erkunden und finden zum Glück immer noch
kleine versteckte nette
Märkte, wo man schöne und bunte Dinge zu
günstigen Preisen kaufen kann. Aber
die Stadt stellt sich ein auf Massentourismus und das merkt man
(leider) sehr schnell. Und
so machen wir uns nach 2 Tagen
auf ins „Heilige Tal“, um uns die großen
Ruinen in der Umgebung anzuschauen.
Denn auch der Besuch von Machu Picchu ist bei weitem nicht mehr so
einfach und
mit einigen Einschränkungen verbunden – daher
entscheiden wir uns gegen einen
zweiten Besuch und behalten diese wunderbaren Ruinen in stiller
Erinnerung. Stattdessen
statten wir dem
ebenfalls beeindruckenden Pisac einen Besuch ab. Pisac ist eine
Inka-Zitadelle,
welche auf einem Plateau thront. Zu Fuße schwingen sich
halbkreisförmig anmutig
viele Terrassen, auf denen die Inka landwirtschaftliche Produkte
anbauten. Es
geht weiter ins nette Örtchen Ollantaytambo
(leider für die meisten Leute nur Durchgangsstation nach Machu
Picchu), wo wir
die Nacht verbringen, um uns am nächsten Morgen die hiesigen
Ruinen
anzuschauen. Und
wieder sind wir begeistert von
der Größe und Lage der Ruinen. Und vor allem von der
präzisen Bauweise und den
gigantischen Mauern der Inka. Und
weiter geht es im totalen Inka-Kultur-Programm.
Wir fahren nach Moray; hierbei handelt es sich wohl um eine
Forschungsstation.
Angelegt sind insgesamt 3 riesige terrassenförmige Anlagen,
bei denen jede
Stufe ihr eigenes Mikroklima erzeugt. Erforscht wurde, welche Pflanzen
wo und
unter welchen Bedingungen am besten wachsen. Zu
guter Letzt geht es zu den
Salinen, die die Inka angelegt haben, um dort ihr Salz zu produzieren
und abzubauen.
Auch heute wird hier noch fleißig Salz in den tausenden
Becken abgebaut. Die
Landschaft im Sacred Valley (oder heiliges Tal oder Valle Sacrado) ist
wirklich wunderschön und abwechslungsreich. Vonn
sattgrün,
über rote Erde mit massiven Bergen im Hintergrund. Auch die
Landwirtschaft wird hier noch sehr "klassisch" betrieben - per Hand
bzw. per Ochsenkarren. Wir verbringen noch eine Nacht in
Cusco, weil es für uns auf dem Weg liegt. Mit dem Verlassen
von Cusco
heißt es dann auch schon fast „auf
Wiedersehen“ Peru.
Denn es geht nur noch nach
Süden, in Richtung Bolivien.
Hier
treffen wir auf Jorge, einen
einfachen Bauern, der uns mehr als freundlich und höflich
einlädt, bei sich auf
dem Grundstück in der Nähe für die Nacht zu
bleiben. Weiter
geht es über einsame Straßen
in Richtung Süden. Irgendwann landen wir wieder auf dem
Asphalt und kommen ein
wenig zügiger voran. Wir machen einen weiteren Abstecher in
den wunderschönen
Canyon Tinajari, beschließen dann aber, möglichst
nah an die Grenze heran zu
fahren. Unsere
letzte Nacht verbringen wir
in einem kleinen Ort 20 km südlich von Puno, denn weder Puno
noch Juliaca sind
besonders einladende Städte - und das ist schon mehr als
freundlich formuliert. Und
dann fahren wir die letzten
Kilometer in Peru. Unser Blick fällt dabei immer wieder auf
den Titikakasee und
die dahinterliegende Cordillera Real, welche schon zu Bolivien
gehört. Ein
wunderschöner Anblick. Wir
tanken unser Auto nochmals voll
und dann stehen wir auf einmal schon an der Grenze. Und was soll ich
sagen? Das
ist mit Abstand die schnellste und einfachste Ausreise bisher. Wir
bekommen
unseren Ausreisestempeln, gehen zur Aduana und bekommen hier ebenfalls
unseren
Ausreisestempel fürs Auto. Das Ganze dauert keine 10 Minuten
und wir fahren in
Richtung Bolivien … auf Wiedersehen Peru, wir hatten eine
schöne Zeit! Gefahrene Kilometer in Peru: 5.020 km (Gesamtleistung: 66.352 km) - ROUTE top
Resümee
ZU LAND und LEUTEN: Zugegeben: wir hatten Startschwierigkeiten mit Peru. Wir haben keine schönen Stellplätze gefunden, das Wetter war mies und auch die Menschen sind – nach Ecuador und Kolumbien (was aber auch ein hoher Maßstab ist) – erst mal gewöhnungsbedürftig gewesen. Dann: die Peruaner sind mit Abstand die miesesten Autofahrer, die wir auf unserer Reise bisher hatten. Man könnte manchmal sogar meinen, dass bei Ihnen der Verstand aussetzt, wenn es zu Situationen kommt, in denen man diesen benutzen müsste, um die Situation schnell und einfach zu regeln. Aber
wir haben uns schnell eingelebt
und mit unserem Auftauen sind gefühlt auch die Menschen uns
gegenüber aufgetaut
(die Peruaner bleiben trotzdem schlechte Autofahrer!!!). ZUR NATUR: dies ist unser zweiter Besuch in Peru und wir haben uns somit auf den Teil konzentriert, den wir noch nicht kannten – allerdings mussten wir feststellen, dass wir nur einen winzigen Teil von peru kennen bzw. kannten. ZU UNS: tja, wir hatten mit einem Hundebiss samt Folgen (starke Tabletten und Tabletten, die dann die Nebenwirkungen der anderen Tabletten bekämpfen müssen) und einem dicken gestauchten Knöchel zu kämpfen. Aber beides haben wir überlebt und hatten im Übrigen eine tolle Zeit in Peru. Wir haben Bauwerke sämtlicher Kulturen besichtigt und waren mal wieder richtig schön wandern. Wir haben städtisch lecker Sushi, aber auch ländlich deftig Kutteleintopf gegessen. Wir haben uns nette Sonnenbrände geholt, haben Todesängste über den Linien von Nazca ausgestanden, haben tolle Menschen kennengelernt und haben viel gelacht. Kurz: Peru hat uns richtig gut getan. ZUM AUTO: irgendwann in der Cordillera haben wir festgestellt, dass jemand versucht hat, in unser Auto einzubrechen. Dabei hat er – zum Glück nur – das Schloss kaputt gemacht. Das Auto hat eine kleine Inspektion in der Werkstatt der Hilfsorganisation Don Bosco erhalten und schlägt sich weiterhin sehr wacker – vor allem nach dem letzten Luftfilterwechsel. Leider ist uns ein elektr. Fensterheber am letzten Tag in Peru halb kaputt gegangen, so dass wir mal schauen müssen, was wir machen. ZUM SCHLUSS: wieder Fakten und Daten: 5.020 gefahrene Kilometer; 535 getankte Liter Diesel; Preis pro Gallone: ca. 4,22 € (ca. 1,11 € pro Liter Diesel); 43 Reisetage (somit 117 km pro Tag im Schnitt gefahren); Reiseliteratur: Lonely Planet Peru; Kartenmaterial: Reise Know How Karte Peru; Autohaftpflichtversicherung: AIU Insurance K.H. Nowag; Chimu, Moche, Chachapoyas, Chavin und Inka Kultur; massive Berge; aggressive Hunde; Küstenwüste; Sushi; teurer Diesel; Höllenritt über die Nazca-Linien; leckere Backwaren; Sand und Paracas; Sandboarden; türkise Lagunen; wilde Pässe; Matsch, Regen, Hitze und Schnee und jede Menge Spaß … |
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