SPANIEN 2014: Nordspanien und Pyrenäen |
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Unser
erster längerer Urlaub mit dem Auto … eigentlich
sollte man
ja meinen, dass wir
mittlerweile routiniert sind, aber irgendwie sind wir komplett planlos.
Und das
fängt schon beim Reiseziel an. Wir schauen zigmal auf die
Europa-Karte und
stellen fest, dass Europa einfach auch viel zu viele interessante Ziele
bietet.
Wir machen Listen und informieren uns und stimmen letztendlich ab.
Unsere Wahl
fällt auf Nordspanien bzw. die Pyrenäen und Andorra.
Vielleicht auch ein bisserl aus dem Grund, dass wir dann endlich mal
wieder unsere Spanischkentnisse anwenden können - allerdings
werden wir uns die meiste Zeit in Katalonien aufhalten und catalan
werden wir feststellen, verstehen wir nicht mal, wenn wir es lesen ... Kurzerhand
werden ein paar gute und recht detaillierte Straßenkarten
bestellt und zum
Glück haben Freunde von uns massig Buchmaterial über
die Pyrenäen. Damit werden
wir uns dann allerdings unterwegs beschäftigen
müssen, denn da unsere
Entscheidung erst 3 Tage vor Urlaubsbeginn fällt und wir auch
noch packen müssen,
bleibt für so nebensächliche Dinge wie
„Planung“ und
„Informationswesen“ nicht
wirklich Zeit. Unser
Ersatzrad kommt kurzerhand mit aufs Dach, denn da ist jetzt genug
Platz. Außerdem
wollen wir die Hecktür nicht weiter belasten, da diese bereits
genug gelitten
hat. Auch stellen wir fest, dass wir für drei Wochen wirklich
mehr als genug
Stauraum haben. Es ist faszinierend, was alleine unsere
Essens-Vorratskiste an
Platz bietet. Irgendwann ist das Auto beladen, alles ist verstaut, unsere neue Matratze ist im Zelt und wir sind abfahrbereit. Unsere Idee ist, die Nacht durchzufahren. Allerdings stellen KLUG und KLÜGER nach ca. 40 km fest, dass sie gar keine grüne Versicherungskarte dabei haben. Also geht es nochmal zurück, um die Versicherungsunterlagen zu durchforsten, aber siehe da, wir haben wirklich keine. Dann muss es eben ohne gehen; um Mitternacht sind wir dann endlich unterwegs. Die
Entscheidung nachts zu fahren, stellt sich als goldrichtig heraus. Wir
kommen
super (das bedeutet ohne Staus, denn wirklich schnell ist man mit einem
Landy
ja nicht) durch, allerdings übermannt uns gegen 04h dann doch
die Müdigkeit, so
dass wir 2 Stunden schlafen. Dann geht es weiter. Der eigentliche Plan,
in
Südfrankreich eine Nacht zu bleiben, wird schnell verworfen
und so ziehen wir
in einem die knapp 1.300 km durch und landen abends recht kaputt in Can
Blanc. Da
wir unseren Urlaub in einen aktiven Teil und einen entspannten Teil
geteilt
haben, steht auch gleich die erste Wanderung am nächsten Tag
an. Da wir uns ja
vor den Türen des vulkanischen Naturparks de la Garroxta
befinden, liegt es
nahe, dass wir diesen erkunden. Die Wanderung ist eine gute
Einführung, die
Landschaft ist schön, aber nicht wirklich spektakulär. Nach guten 4 Stunden sind wir zurück am Auto. Über Castellfolit de la Roca geht es über kleine Strassen ins wunderschöne Beget. Ja, die Pyrenäen gefallen uns jetzt schon. Unser Ziel für die nächste Nacht ist Campodron; auch ein wunderschönes Örtchen, bekannt für seine Wurst- und Käsespezialitäten, welchen auch wir nicht wirklich widerstehen können. Am nächsten Tag soll auch unser Auto mal wieder artgerecht gehalten werden und darf ein bisschen was schaffen. Über Schotter und Steine geht es von Campodron nach Pardines. Eine traumhafte Strecke und unterwegs bieten sich einige perfekte Campingmöglichkeiten, die wir allerdings nicht nutzen, da wir noch ein wenig weiter wollen. Zwar sind wir vollkommen frei und entscheiden jeden Tag über die Strecken, die wir zurücklegen möchten und was wir sehen wollen, aber einen ganz groben Zeitplan haben wir dennoch. Daher geht es weiter über kleine Straßen. In
Castellar de n`Hug legen wir einen Stopp ein, genießen das
Wetter und
stärken uns ein wenig. Die Nacht verbringen wir auf einem
kleinen Campingplatz
mit bestem Blick auf die Pedraforca. Für den nächsten Tag ist die Einreise nach Andorra geplant. Morgens ziehen dicke Wolken aus dieser Richtung auf, so dass wir uns schon Sorgen machen. Wir fahren einen kleinen Umweg, um wieder etwas weg zu kommen vom Asphalt und dann geht’s auch schon nach Andorra. Andorra Stadt ist … nun ja … nicht gerade hübsch. Und auch unsere Shopping-Vorstellungen werden nicht annähernd erfüllt und so verlassen wir recht zügig das Chaos und machen es uns auf einem netten Campingplatz gemütlich. Generell stellen wir fest, dass die Reisezeit recht perfekt ist, da zum einen das Wetter noch stabil ist, aber zum anderen die großen Massen bereits weg sind. Der
nächste Morgen weckt uns mit strahlend blauem Himmel und so
ziehen wir wieder
einmal unsere Wanderschuhe an und fahren in eines der Skigebiete von
Andorra. Dort
angekommen sind wir entsetzt, denn neben uns laufen hier wirkliche
Scharen den
Berghang hoch. Aber zum Glück ist es so wie immer: man gehe
den komplizierteren
und anstrengerenden Weg und sei alleine. Wir kraxeln hoch und runter
und
genießen fantastische Ausblicke. Gegen Nachmittag sind wir zurück und beschließen nicht gleich weiterzufahren, sondern noch eine Nacht zu bleiben. Unsere Mühen und Anstrengungen des Tages werden Abends dann zur Krönung auch noch lecker belohnt. Wir verlassen Andorra in Richtung Spanien über eine alte Schmugglerroute. Kein Wunder, dass hier geschmuggelt wurde bzw. wird, denn von Grenzkontrollen keine Spur, nur reine Natur. Wir versuchen, uns wieder etwas abseits der geteerten Straßen zu halten, fahren durch abwechslungsreiche Landschaften und gespenstisch ausgestorbene Skiresorts, besuchen das Kloster Montgarri und landen dann für die Nacht in dem Retorten-Ort Arties. Da
sich das Wetter bereits am Nachmittag zugezogen hat, ist es abends das
erste
Mal richtig nass-kalt. Und das wird auch am nächsten Tag nicht
besser. Eine
wabbelige graue Suppe hängt hier in den Bergen. Also schnell
den Rother
Wanderführer geschnappt und eine alternative Tour
„um die Ecke“ rausgesucht. Das
Wetter ist hier ein bissl besser, allerdings gestaltet sich die Anfahrt
ein
wenig abenteuerlich, denn durch Steinschlag zerstörte und
verbogene Leitplanken
säumen den Weg und wirken nicht wirklich vertrauenserweckend. Da wir recht spät dran sind, beschließen wir, unterwegs zu entscheiden, ob wir die Tour durchlaufen oder mittendrin wieder umkehren, denn es sind 4-6 Stunden Laufzeit angegeben. Nach ca. einem Drittel entscheiden wir uns, sie durchzulaufen und nach weiteren 2 km wissen wir, was die Autoren des Wanderführers mit „Kraxelei über Granitblöcke“ meinen – nach zig Auf und Abstiegen und einem richtig netten und steilen Abstieg schreien unsere Knie und Oberschenkel erbärmlich bei jedem weiteren Block, den wir überqueren müssen. Und dann überrascht uns kurz vor Schluss nochmals ein schöner Kamm, der sich freut, überquert zu werden. Aber
auch hier werden wir wieder mit tollen Ausblicken belohnt und irgendwie
fühlt
man sich nach der Schinderei ja schließlich auch gut. Da es mittlerweile schon recht spät ist, fahren wir nicht mehr wirklich weit und steuern den nächsten Campingplatz an und freuen uns über eine ausgiebige und heiße Dusche. Der nächste Tag beginnt wieder mit einer artgerechten Haltung für unser Fahrzeug. Zwischendrin machen wir einfach eine Pause und setzen uns in die Sonne. Es herrscht eine absolute Stille – außer dem Zirpen der Grillen hört man hier gar nichts. Und es gibt Pilze ohne Ende. Leider haben wir so gar keine Ahnung, welche Pilze denn ohne Nebenwirkungen essbar sind und welche nicht und daher gehen wir hier lieber keine Risiken ein. Auch auf dieser Strecke bieten sich wieder tolle Campplätze; aber auch diesmal sind wir etwas zu früh dran, leider. In einem kleinen Ort machen wir wieder Rast um dann weiter nach Ainsa, vor die Tore des Ordesa Nationalparks, zu fahren. Auch Ainsa ist wieder ein malerischer Ort, der zum Verweilen einlädt. Der erste Campingplatz auf dem wir hier landen ist das, wovor wir uns immer gefürchtet haben: sozusagen ein All-Inclusive-Camping mit Kinderbespassung, Entertainment, Supermarkt, SPA, Pool … so ist dann auch der Preis. Wir lehnen dankend ab und verkriechen uns auf den Camping Municipal, auf dem wir fast alleine sind und der einen herrlichen Blick auf Ainsa und den Monte Perdido bietet – und das zu weniger als dem halben Preis. Es steht wieder eine Wanderung an – sehr zu Stefans Freude, der morgens immer vollkommen begeistert ist, wenn er früh hoch soll. Die Anfahrt zu unserer heutigen Tour dauert dann doch recht lange und neben uns steht gerade mal ein anderes Fahrzeug auf dem „Parkplatz“. So soll es sein. Das
Wetter könnte besser nicht sein, freie Sicht auf die Bergrange
des Ordesa
Nationalparks. Wir bewegen uns immer oberhalb des beeindruckenden
Anisclo
Canyons und können uns gar nicht satt sehen an dem
fantastischen Panorama,
welches sich uns bietet. Danach geht es noch kurz ins Valle de Pineta. Am Mirador – einem Kessel im Tal – ist man umgeben von den Dreitausendern, die wir am Vormittag von der anderen Seite gesehen haben. Die Nacht verbringen wir am Anfang der HU 631, welche wir am nächsten Tag fahren wollen. Die
HU 631 führt im Prinzip durch einen Canyon und bietet ca. in
der Mitte den
Einstieg in den Anisclo Canyon, welchen wir am Vortag von oben
bestaunen
durften. Allerdings ist er von oben gesehen irgendwie weitaus
beeindruckender. Unsere
Zeit in den Pyrenäen neigt sich so langsam dem Ende und so
geht’s es vorbei an
türkisblauen Stauseen in Richtung Tremp, dem Ausganspunkt
für unsere letzte
Wanderung. Die Wanderung führt uns durch die Schlucht von Mont-Rebei. Diese Tour ist zwar konditionell nicht sonderlich anspruchsvoll, dafür aber gibt es umso mehr zu sehen. Es geht auf einem recht neuen, ins Gestein gehauenen Weg direkt durch einen Teil der Schlucht. Das Wasser hier ist ebenfalls wieder türkisblau, es ist ein gelungener Abschluss. Vor
uns liegen jetzt knapp 400 km an die Küste. Irgendwie kommen
wir unterwegs auf
die Idee, uns den Wahnsinn der vielen typischen Touristenorte
anzusehen. Einige
Stunden später landen wir (nachdem wir uns vorher zwei weitere
Campingplätze
angesehen haben, die so absolut gar nicht gingen …) in
Blanes. Dieser
Platz ist zu 90% mit Dauercampern (die totale Spießigkeit mit
Zäunchen,
Gartenzwergen und absoluter
Ordnung
lässt grüßen)
belegt. Wir als fahrendes
Volk gehören wohl zur Ausnahme und haben somit auf dem
für uns bestimmten Areal
recht viel Platz. Wir
müssen hier aber dringend
wieder weg; leider ist es schon spät, so dass wir zumindest
das reine
„over-night“ Angebot zum Sonderpreis in Anspruch
nehmen können. Und
wenn wir schon mal hier sind, dann geben wir uns auch das volle
Programm … und
wir werden nicht enttäuscht. Nach 2 Stunden sind wir beide uns
einig, dass wir
hier oder in ähnlichen Orten niemals nicht unseren Urlaub
verbringen wollen. Und
als ob wir nicht schon genug gelitten hätten, bekommen wir
dann im Bett – sozusagen
als schadenfrohe Beigabe – auch noch das Animationsprogramm
vom Nebenplatz mit,
ein Träumchen. Am nächsten Morgen stehen wir beide
Mal freiwillig richtig früh
auf und machen uns auf den Weg in Richtung Norden. Ziel ist ein
Campingplatz,
den wir vorab heraus gesucht hatten (das einzige, was wir vor der Reise
gemacht
hatten …). Kaum
rollen wir auf den neuen Platz wissen wir: hier bleiben wir!!!
Schattig, groß,
leer und 2 Minuten zum Strand. Wir sind glücklich und schlagen
sofort unser
Camp auf. Der
restliche Urlaub gestaltet sich recht unspektakulär, denn das
ist der
Entspannungsteil. Wir freuen uns über die Ruhe, gehen an den
Strand, lesen
viel, ergattern auf dem Müll einen akzeptablen Grill, grillen,
kämpfen uns
durch sämtliche Rioja Weine, besuchen das
wunderschöne Pals und genießen
einfach in vollen Zügen unsere restlichen Urlaubstage. Aber
auch der schönste Urlaub (und wir zögern ihn wirklich
bis
Ultimo heraus) ist
auch mal vorbei und so geht es dann in einer Tour auch zurück
in
die Heimat, die uns leider mit Regen erwartet. Ach ja, Regen bzw.
Wasser ist ein gutes Stichwort; wie haben ja unser
Wasserkonzept
rechtzeitig umgesetzt, damit wir fliessend Wasser haben. Allerdings
haben wir - wahrscheinlich aus Gewohnheit - seltenst darauf
zurückgegriffen, sondern sind immer schön brav mit
unserer
Faltschüssel Wasser holen gegangen. An den Luxus werden wir
uns
wohl erst noch gewöhnen müssen. Willkommen Deutschland und danke Spanien; wir werden wiederkommen, denn du hast uns verzaubert und uns fehlt ja auch noch ein guter Teil der Pyrenäen … Gefahrene Kilometer in Spanien: 3.783 km - ROUTE |
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