Belize: Crossing Barton Creek

Februar 2012:
Belize

In der Freihandelszone zwischen Mexico und Belize ergattert Stefan dann noch günstig eine Stange Zigaretten und dann geht es zum Desinfizieren der Reifen. Das ist der größte Witz überhaupt, denn ein kleines Männchen in einer Holzbaracke spritzt lustlos ein wenig Wasser (?!) aus einem großen Tank auf unsere dreckigen Reifen. Dass wir danach wieder durch 5 tiefe Schlaglöcher gefüllt mit matschigem Dreckwasser fahren, interessiert niemanden, da wir ja die 5 USD für die Reinigung schon gezahlt haben.

Here we are --- welcome to Belize


Und dann geht’s weiter zur eigentlichen Grenze. Die Grenzbeamten sind so was von lustig und entspannt, dass es richtig Spaß macht und wir nichts dagegen haben, dass das Eintragen des Fahrzeugs in den Pass ein wenig dauert. Generell ist es nach 4 Monaten mal wieder schön, englisch zu reden und zu hören. Obwohl wir von dem hier gesprochenen Creol-Englisch nur schwer etwas verstehen. Aber zu diesem Zweck ist es ja zu Zeiten der Versklavung von den Sklaven auch "erfunden" worden.

Dann geht’s zurück zum Auto und durch den eigentlichen Zoll. Kurzer Blick ins – ich muss es noch mal erwähnen - AUFEGRÄUMTE Auto und wir dürfen fahren. 100 m hinter der Grenze schließen wir noch die obligatorische staatliche Versicherung für Belize ab und dann geht es auf dem Nothern Highway auch schon weiter.

Here we are :-)

The Nothern Highway ... not much traffic

Da es ja nicht zu stressig werden soll liegt unser erstes Ziel 100 km hinter der Grenze. Das Crooked Tree Sanctuary, wo wir auf dem wunderschönen Gelände der Crooked Tree Lodge übernachten.

Our Campsite at the Crooked Tree Lodge

The view to the Lake


Das Crooked Tree Sanctuary ist bekannt für seine Vielfalt an Vögeln und so begleiten uns nachts die unterschiedlichsten Geräusche. Am nächsten Morgen unterhalten wir uns noch mit Mike und Angie, den beiden Besitzern der Crooked Tree Lodge, die unheimlich nett und entspannt sind und dann geht es auch schon weiter.

The Crooked Tree Sanctuary

On the way to Crooked Tree

Nach ca. 20 km halten wir auf einem Schrottplatz und Stefan ist im absoluten Landy-Himmel. Generell ist Belize Landy-Land und wir sind mit jedem Landy, der uns nach nun 9 Monaten „Einsamkeit“ begegnet, total aus dem Häuschen.

The Landy heaven


Unser erstes Ziel an diesem Tag ist die Baboon Sanctuary. Hier wird von der dort ansässigen Community Land zur Verfügung gestellt, damit die dort lebenden Brüllaffen geschützt sind. Die Guides arbeiten freiwillig und die Eintrittsgelder kommen den Familien zu Gute, die das Land zur Verfügung stellen.
Wir haben riesiges Glück und sehen einige Brüllaffen, die sogar zu uns herunter kommen und sich füttern lassen (und jetzt hätte ich gerne ein Affenbaby für zu Hause, weil sie ja soooo niedlich sind).


On the way to the Baboon Sanctuary

A Howler monkey

and a huge spider

Feeding a howler monkey baby ... sooo cute :-)


Dann geht es weiter durch nichts als grüne Natur in Richtung San Ingnacio. Hier wartet eine Land Rover Werkstatt auf uns und unseren Landy. Bevor wir uns in Richtung unseres Nachtlagers aufmachen, statten wir Graham (ein leicht hektischer und manchmal verwirrt wirkender Engländer und Besitzer der Werkstatt) einen kurzen Besuch ab, um die nächsten Tage zu planen. Außerdem nehmen wir hier 2 langersehnte Päckchen entgegen. Eines ist aus den USA und enthält ein Ersatzteil für unseren Kocher, der langsam anfängt zu lecken und das zweite ist aus Deutschland und enthält einige nützliche Dinge, die wir unterwegs nicht bekommen.

Nach unseerem "kurzen" Besuch von 2 Stunden geht es dann zu unserem Nachtlager nach Barton Creek. Barton Creek ist eine Mennoniten-Siedlung im Nichts. Und mit „Nichts“ ist in diesem Fall eine gute halbe Stunde abseits jeglicher Zivilisation gemeint.
Hier gibt es keinen Strom und die 
Mennoniten leben hier wie vor 100 Jahren und bestellen ihre Felder per Hand oder Tier. Ganz im Gegensatz zu den Mennoniten im nicht allzu entfernten Spanish Lookout. Nach dem Übersetzen über einen Fluss mit einer per Hand betriebenen  winzigen Fähre, kommt man sich ganz plötzlich vor, wie in einer modernen kleinen Stadt in den USA.

On the way to Barton Creek


Aber irgendwie scheinen hier doch eine Menge Leute hinzufinden, denn der Campground oder Stellplatz für Autos ist voll. Der Platz ist wunderschön und einsam, aber auch recht einfach. Und so heißt es am nächsten Morgen: Geschirr spülen im Fluss.

Cleaning the dishes in the creek

The "Campsite" in Barton Creek

A cute puppy ...


Und dann geht es wieder zu Graham; zu einem generellen Check. Das Auto ist – bis auf 2-3 Kleinigkeiten – zum Glück in einem sehr guten Zustand (tja, die intensive Pflege macht’s). Allerdings gestaltet sich das Thema Kupplung bzw. Kupplungswechsel doch recht schwierig, da wir das Gefühl haben, dass Graham eigentlich nicht wirklich die Kupplung wechseln möchte. Allerdings macht sie mittlerweile immer lautere Geräusche und wir haben manchmal sogar Probleme, die Gänge zu wechseln.

Aber wir können ihn letztendlich dann doch davon überzeugen, dass er unheimlich gerne unsere Kupplung samt Pilotlager (das ist leider eine Schwachstelle am Td5) wechseln möchte.

Wir fahren durch San Ignacio und reservieren uns ein Zimmer für die nächste Nacht, da unser Landy ja motorlos eine Nacht in der Werkstatt stehen wird. Und das lustige ist, dass wir genau in dem Hostel schlafen, in dem wir vor 3 Jahren auch schon geschlafen haben.
Als wir so durch San Ignacio schlendern stellen wir fest, dass sich hier nicht viel verändert hat und dass sich die Supermärkte hier immer noch fest in asiatischer Hand befinden. Der Grund ist einfach und naheliegend: nach 5 Jahren in Belize bekommen die Asiaten einen belizianischen Pass und können dann ganz einfach und legal in die USA einreisen.

Casa Blanca in San Ignacio


Dann geht es erstmal für eine Nacht noch auf einen Campground. Der liegt etwas außerhalb direkt an der Straße nach Guatemala. Nachts fängt es dann an zu regnen, aber morgens haben wir Glück und die Sonne scheint, so dass wir auch ein trockenes Zelt einpacken können.

Und dann geht es auch wieder zu Graham. Ich hatte mir eigentlich überlegt, gar nicht mitzufahren, da ich gar nicht sehen möchte, wie die Jungs da am Auto hantieren. Und richtig, mir wird ganz übel, als ich sehe, dass nach einander immer mehr Teile ausgebaut werden bis letztendlich der komplette Motor neben dem Auto hängt.

Removing the engine ...

and removed

Die Kupplung sieht noch tadellos aus, aber das Pilotlager hat bereits Risse und es wurde Zeit. Wir lassen die Kupplung dennoch tauschen, denn ich möchte in der nächsten Zeit nicht nochmal so ein Schlachtfeld erleben.

The broken spigot bush

The battlefield ... nothing left ...


Dann wird alles wieder eingebaut und die erste Testfahrt steht an. Und was passiert? Die Gänge gehen nur mit Gewalt oder gar nicht rein und alles kracht und knatscht … super. Als Graham Stefan das „normal für eine neue Kupplung“ verkaufen möchte, dreht der ziemlich am Rad. Also wird nochmal eingestellt und Kühlflüssigkeit wird aufgefüllt. Und siehe da … die Gänge gehen rein wie Butter. Wir begleichen unsere Rechnung und rollen mit einem ziemlich bitteren Beigeschmack vom Hof. Nach 12 km kommen wir am Campground an und der Motor ist kochend heiß. Wird ja immer besser …

Außerdem zischt irgendwas vorne im Motorraum, unser Kühlwasserbehälter ist leer, der Wagen glüht nicht vor und unsere Dieselpumpe klopft.

Aber zum Glück rollen Philip und Jessi auf den Campground und Philip behebt die Probleme am nächsten Tag (DANKE!!!). Es wurde ein Stecker nicht richtig eingesteckt, zum Kühlen wurden nur 8 Liter anstatt 13 Liter aufgefüllt und 2 Schläuche wurden beim Anschließen einfach vertauscht und falsch herum aufgesteckt. Eine echte Glanzleistung von einer auf Land Rover spezialisierten Werkstatt.

Repairing the car after the repair


Um alles auf Herz und Nieren zu testen fahren wir dann zusammen mit Philip und Jessi in die Pine Ridge zum 1.000 Feet Wasserfall. Da es die letzten Tage richtig heftig geregnet hat, ist die Strecke eine einzige Schlammpiste. Aber wir haben mächtig Spaß und das Auto läuft richtig gut.

A Boa in the Pine Ridge

Playing in the mud

1.000 feet Waterfall2

A side road in Belize

Dirty Santa Claus

Abends geht es zusammen mit Jessi und Philip auch wieder zurück zum Campground (die Besitzerin Veronica ist ein wenig verwirrt aber herzerfrischend offen und sehr lustig) und wir versuchen, das nächste Problem zu lösen: unser GARMIN nüvi ist komplett ausgestiegen und will so gar nichts mehr machen. Nebenher fließt noch eine Flasche Rum und es ist ein netter Abend begleitet von einigen Weltuntergangsregenschauern.

Wir nutzen den nächsten Tag dann mal wieder, um sauber zu machen, zu waschen und uns zu reorganisieren. Stefan verschönert nebenbei unseren langsam rostenden Coleman Kocher ein noch wenig. Eigentlich wollten wir bereits über die Grenze in Guatemala sein, aber wir wollen am nächsten Morgen (Montag) noch mal zu Graham fahren, da es noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln gibt am Auto.


Reorganzing ... again

The new look of our stove :-)

Wir haben Glück am nächsten Morgen, denn es regnet mal nicht. So können wir wenigstens trocken zusammenpacken. Nur die kleinen roten und richtig aggressiven Ameisen machen uns das Packen nicht wirklich einfacher. Gut, wir haben unser Auto mitten in ihrer Straße geparkt, aber muss man sich denn daher wirklich immer sofort auf unsere nackten und schutzlosen Füße stürzen und hemmungslos zubeißen?

Wir machen uns wieder auf zu Graham und bekommen noch ein paar Kleinigkeiten gemacht und Flüssigkeiten aufgefüllt. Und dann geht es mit einem Tankstopp und einem neuen Paar Flip Flops für mich (denn meine geben in San Ignacio nun endlich den Geist auf und reißen auseinander) für uns auch schon in Richtung Grenze Guatemala.

Die Ausreise gestaltet sich genauso einfach wie die Einreise. Wir zahlen pro Person 37,50 BZD (18,75 USD), bekommen unsere Ausreisestempel und ich lasse auch offiziell noch das Auto aus meinem Pass austragen. Belize, es war ein kurzes, aber nettes Gastspiel …


Gefahrene Kilometer in Belize: 550 km (Gesamtleistung: 44.948 km) - ROUTE
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Resümee (insoweit dies bei der kurzen Aufenthaltsdauer möglich ist …)

ZU LAND und LEUTEN: die Gelassenheit der Leute und die entspannte Atmosphäre in Belize stecken an. Die Menschen hier sind herzlich, offen und eben sehr relaxed. Das Land ist sehr übersichtlich und die Entfernungen sind angenehm. Es gibt zwei große geteerte Highways die durch das Land führen und viele Straßen, die von den Highways abzweigen sind Spielplatz für den Landy.


ZUR NATUR: grün in allen Variationen (Palmen, Mangroven, Regenwald, schlichte Wiesen, Felder …) und eine undglaubliche Bandbreite an Stech- und Beißtieren (fliegend, krauchend, krabbelnd, hüpfend, unsichtbar …).
Nein, Spaß beiseite; da Belize recht dünn besiedelt ist, führen hier wirklich nur ein paar Straßen durch ein grünes Naturparadies. Es gibt die tollsten und buntesten Vögel und Schmetterlinge, Affen, Spinnen, kleine Seen, Mangroven, Flüsse und eben ganz viel grüne Vegetation in unterschiedlichsten Ausführungen.



ZU UNS: leider müssen wir gestehen, dass wir nicht wirklich entspannt gewesen sind in der Zeit in Belize. Zumindest nicht mehr ab dem Zeitpunkt, ab dem wir unser Auto abgegeben haben. Der ewige Regen und der damit einhergehende Matsch, die unzähligen Stiche und Bisse, der kaputte Navi und der abhanden gekommene IPod haben es leider nicht besser gemacht. Aber das lag wohl wirklich nur an uns, denn wir sind überall herzlich und freundlich empfangen worden.


ZUM AUTO: ja, nach gut 65.000 km (bei 100.000 km fing es langsam an) und immer lauter werdenden Geräuschen und Problemen beim Schalten wurde nun die Kupplung samt Lagern gewechselt. Uns hat bei dem Anblick das Herz geblutet und der Wiedereinbau des Motors war mit einigen Schwierigkeiten und Nacharbeiten unsererseits verbunden, da den Td5 Motor hier kaum jemand kennt. 

NACHTRAG: Nach all dem Ärger, den wir im Nachinein hatten, weil Stecker nicht oder nicht richtig angesteckt wurden, Schläuche vertauscht wurden oder einfach Sachen schlicht weg vergessen wurden, können WIR persönlich die Land Rover Werkstatt Belize Ltd. in San Ignacio nicht empfehlen!


ZUM SCHLUSS: wieder ein paar wenige Fakten und Daten: 550 gefahrene Kilometer; knapp 30 getankte Liter Diesel um nach Guatemala zu kommen; Preis pro Gallone Diesel: 5,20 USD (ca. 1,05 Euro pro Liter); 8 Reisetage (somit 69 km pro Tag im Schnitt gefahren); Reiseliteratur: Lonely Planet Central America on a shoestring; Kartenmaterial: IMTB Karte Central America; Autohaftpflichtversicherung: direkt nach der Grenze die staatliche Versicherung abgeschlossen (Kosten: ca. 30 USD für einen Monat); ganz viel Regen und Matsch; nervlich dem Herzinfarkt nahe im Bezug auf den Kupplungswechsel; ein verlorener Ipod; ein kaputter Navi und kaputte Flip Flops; Jessi und Philip kennengelernt; ganz gemeine Ameisen; Stechfliegen; gute Burger; teures Bier; leckerer Rum; niedliche Affenbabies; unglaubliche Vogellaute; Mennoniten; bunte Märkte und ganz viel nette Menschen.


Die am meisten gebrauchten Gegenstände: Moskitospray und gute Nerven!
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